Ratingagentur Moody's im Fokus des IKB-Prozesses
DÜSSELDORF (awp international) - Die Ratingagentur Moody's hat nicht mit dem Ausmass des Verfalls des US-Häusermarktes im Juli 2007 gerechnet. Das sagte eine für den europäischen Markt zuständige Kreditanalystin am Dienstag im Prozess um die Beinahe-Pleite der Düsseldorfer Mittelstands-Bank IKB. Die Bewertungen von Moody's bezögen sich auf Kreditrisiken, nicht aber auf die Liquidität von Wertpapieren, sagte sie.
In dem Prozess muss sich der ehemalige IKB-Vorstandschef Stefan Ortseifen wegen des Verdachts der Marktmanipulation verantworten. Er soll die Lage der Bank noch wenige Tage vor deren Absturz beschönigt haben. Die Rettung der IKB kostete rund zehn Milliarden Euro.
Ortseifen hatte in einer Pressemitteilung am 20. Juli 2007 behauptet, dass die IKB von der Krise um zweitklassige US- Immobilienpapiere (Subprime) allenfalls mit einem einstelligen Millionenbetrag betroffen sei. In Zweckgesellschaften ausserhalb der Bilanz hatte die IKB 17 Milliarden Euro in strukturierten Wertpapieren angelegt, die zu erheblichen Teilen auf Subprime- Papieren fussten.
Moody's hatte die von den Zweckgesellschaften gekauften Tranchen auf eine sogenannte Beobachtungsliste gesetzt. Dies war auch in der IKB-Pressemitteilung vom Juli 2007 erwähnt worden. Die Notierung auf der Beobachtungsliste bedeute noch keine Veränderung der Einstufung der Papiere, sondern lediglich die Überprüfung des Ratings, sagte die Analystin vor dem Düsseldorfer Landgericht.
Die IKB ist auch im Visier der US-Justiz. Anleger fordern vor einem New Yorker Gericht ihr Geld zurück. Sie hatten ihr Geld in die von der IKB gelenkte Zweckgesellschaft Rhinebridge gesteckt und dabei auf die gute Bewertung durch die Ratingagenturen vertraut. Mit dem Zusammenbruch des US-Häusermarktes 2007 knickte auch Rhinebridge ein. Die Investoren sehen sich von der Bank und den Ratingagenturen getäuscht./dot/DP/ck