Quereinsteiger bei Pro Helvetia
Die Plenar-Versammlung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat den 44-jährigen Pius Knüsel zum neuen Direktor gewählt. Er setzt auf privatwirtschaftliche Erfahrung.
Der im Kultursponsoring erfahrene Knüsel setzte sich gegen den 40-jährigen François Wasserfallen durch, der als damaliger Vizechef im letzten Sommer interimistisch die Nachfolge des zurückgetretenen Direktors Bernard Cathomas antrat.
Knüsel tritt sein Amt am 1. August 2002 an. Ob Wasserfallen bei der Pro Helvetia bleibt, ist noch offen.
Jazz als Leidenschaft
Der neue Pro Helvetia-Chef wuchs in Zug auf und wohnt in Zürich. Seit 1998 ist er für das internationale Kultursponsoring der Crédit Suisse zuständig. Der ausgebildete Germanist hatte das Zürcher Jazzrestaurant "Moods" aufgebaut und war auch für die Neuansiedlung des erfolgreichen Jazzlokals im neuen Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses zuständig.
Knüsel war auch Programmleiter des Zürcher Festivals "Jazznojazz". In den 80er und Anfang der 90er Jahre war er als Kultur- und Newsjournalist für das Schweizer Fernsehen DRS tätig.
Pro Helvetia soll in die Offensive
An einer Medien-Orientierung nach der Wahl begründete Pro Helvetia-Stiftungsrats-Präsidentin Yvette Jaggi Knüsels Wahl auch mit dessen Erfahrungen als Kultursponsor in der Privatwirtschaft.
Die Kulturstiftung des Bundes sei in den letzten Jahren stark mit sich selber und ihren internen Reformen beschäftigt gewesen. Der Stiftungsrat erachte Knüsel als den richtigen Mann, um die Stiftung im Klima des Wettbewerbs, der auch die Kultur ergriffen habe, neu zu positionieren. Pro Helvetia müsse mit Knüsel "offensiver" werden.
Als Kulturservice wieder den Ton angeben
Die Pro Helvetia müsse im Schweizer Kulturleben wieder die führende Rolle im Sinne eines "service culturel" übernehmen, sagte Knüsel. Im Netzwerk anderer grosser Kulturorganisationen verstehe er die Stiftung als "Vordenkerin der Kulturpolitik auf nationaler Ebene".
Mit einem Jahresbudget von gut 30 Mio. Franken fördert Pro Helvetia heute jährlich rund 2'000 Kulturprojekte. Künftig müsse stärker selektioniert werden, er sei ein Verfechter von kulturellen Schwerpunkten, sagte Knüsel. Mit grösseren Projekten könne die Stiftung ihre Funktion auch besser bekannt machen.
Sponsoring bleibt draussen
Er habe als Spezialist für Kultursponsoring bei der Crédit Suisse in den letzten vier Jahren wichtige Erfahrungen gesammelt, sei aber auch froh, jetzt wieder für eine wirtschaftlich unabhängige Kulturorganisation tätig zu sein, sagte Knüsel. Von einer Entwicklung der Pro Helvetia in Richtung Kultursponsorig halte er nichts.
swissinfo und Agenturen

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