Presseschau vom 29.03.2003
Der amerikanische Feldzug steckt in einer Krise, schreiben die Schweizer Zeitungen. Der Amerikaner hätten den Widerstand unterschätzt.
Das Kiffen in der Schweiz soll legalisiert, aber auch besteuert werden. Die Höhe der Abgabe stösst auf Skepsis.
"Iraq, un'altra strage - Irak, ein weiteres Blutbad" titelt der CORRIERE DEL TICINO. Bei einem Bombenangriff auf Bagdad seien 55 Personen getötet worden.
"USA verstärken Luftkrieg" konstatiert der TAGES-ANZEIGER. Erstmals seien so genannte Bunker-Buster-Bomben eingesetzt worden, zwei Tonnen schwere Bomben, die Decken von Kommandobunkern und Schutzräumen durchschlagen können.
"Bush's Kriegseuphorie"
Die USA hätten "den Gegner unterschätzt", meint die BERNER ZEITUNG. Die Gegenwehr der irakischen Truppen sei viel stärker als vom Pentagon vorausgesehen, deshalb hätten jetzt weitere 100'000 US-Soldaten ihren Marschbefehl erhalten.
"An eigene Propaganda geglaubt", sieht das ST. GALLER TAGBLATT einen möglichen Grund für diese Aufstockung. "Der Geheimdienst hat die US-Regierung im Vorfeld des Irak-Kriegs gewarnt, dass die Truppen nicht einfach nach Bagdad durchmarschieren könnten. In ihrer Kriegseuphorie hat die Regierung Bush diese Warnung jedoch in den Wind geschlagen."
Die Wirklichkeit ist hässlich
"Zurück zur Wirklichkeit" fordert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. "Etwas mehr als eine Woche nach Beginn des Krieges gegen den Irak sind übertriebene Erwartungen durch die Realitäten korrigiert worden. Die von Washington (...) intensiv geführte psychologische Kampagne (...) zur Beeinflussung des Gegners (...) hat offensichtlich wenig Wirkung entfaltet."
Was der Krieg wohl noch bringen wird, zeigt ein Foto auf der Frontseite des BLICK: Ein britischer Sanitäter kümmert sich um einen verletzten Jungen, eine Frau steht daneben. "Ihr Kind ist verletzt. Die Mutter weint vor Verzweiflung. Solch schreckliche Bilder werden wir noch viel mehr zu sehen bekommen. Denn die USA müssen ihre Kriegsstrategie ändern, wollen sie Saddam bezwingen. Jetzt droht ein Gemetzel."
Kiffen für die AHV
Themenwechsel: Das Kiffen, also der Konsum von Marihuana, soll legalisiert werden, gleichzeitig soll aber eine Lenkungsabgabe erhoben werden. Das forderte die Gesundheitskommission des Nationalrates, der grossen Kammer. 300 Millionen Franken jährlich sollen so in die Staatskassen gespült werden, die Hälfte ginge in die Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV), ein Viertel in die Invalidenversicherung (IV), der Rest in die Sucht-Prävention.
"Wer kifft, tut künftig Gutes, und zwar nicht nur sich selber: Er hilft den Rentnerinnen und Rentnern", schreibt der TAGES-ANZEIGER.
Die AARGAUER ZEITUNG meint: "Die (...) Kommission reagiert mit ihrem Entscheid, den Cannabis-Konsum weiter als unerwünscht zu deklarieren, ihn aber von Strafe zu befreien, auf die gesellschaftliche Realität."
Die Höhe der Lenkungsabgaben - 8 bis 15 Franken pro Gramm - wird allerdings in Zweifel gezogen: "Sie könnte kontraproduktiv sein - indem sie Konsumenten dorthin vertreibt, wo man sie nicht haben möchte: auf dem Schwarzmarkt. Damit würde die beabsichtigte Trennung der Märkte für weiche und harte Drogen gefährdet."
swissinfo, Philippe Kropf

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