Presseschau vom 20.05.2003
Die Folgen des Dollartiefs auf die Schweiz und Europa werden in der Presse analysiert und besprochen.
Die gescheiterte Gesundheitsinitiative der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz und die Auswirkungen auf die kommenden Parlamentswahlen sorgen für weitere Schlagzeilen.
Der Dollar befindet sich weiterhin auf Talfahrt. Dieser Umstand veranlasst die AARGAUER ZEITUNG zur Schlagzeile: "Angst grassiert - Börse taucht." Die erneute Baisse sei nicht konjunktur- und sonst wirtschaftlich bedingt.
"Nein, hier reagiert die Wirtschaft auf die Politik", analysiert die AZ. Sie begründet dies mit der nach wie vor unsicheren Lage in Irak, und dem weiterhin stockenden Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern.
Das AZ-Fazit: "Nein, die Welt ist nicht besser geworden seit Kriegsende. Vielmehr werden jetzt die politischen Unzulänglichkeiten sichtbar."
Ein verlässliches Barometer dafür sei der Dollar: "Er wird weiter sinken. Wie die Friedenshoffnungen."
Politisches Kalkül?
Der TAGES ANZEIGER hingegen äussert den Verdacht, dass der schwache Dollar dem politischen Kalkül der USA entspreche:
"Riskante Wette mit dem schwachen Dollar", lautet der Titel des TAGI-Artikels. Für den Verfasser ist klar: "Die letzten Zweifel sind ausgeräumt: Die US-Regierung fördert die Abwertung des Dollars."
US-Finanzminister Snow wird vorgeworfen, er hätte den Dollar mit Absicht schwachgeredet.
Ein Blick auf die letzte Dollar-Abwertung Mitte der 80er Jahre zeige aber, dass der Währungspoker mit Risiken verbunden sei: "Damals profitierten in der Tat Exportunternehmen und Autohersteller sowie Stahlkocher und Tech-Firmen. Aber die Wirtschaft als Ganzes wurde zurückgeworfen."
Die NEUE LUZERNER ZEITUNG ist auf demselben Kurs. Sie titelt: "Snow schickt den Dollar auf Talfahrt." Grund zur Panik bestehe aber noch nicht, findet die NLZ.
Kommt es noch schlimmer?
Ein bisschen schwärzer sieht dies die BERNER ZEITUNG: "Wegen des hohen Frankens ist das Ferienland Schweiz für viele Amerikaner unerschwinglich geworden."
Es komme jedoch noch schlimmer, befürchtet die BZ: "Nicht nur die Schweiz, sondern auch alle anderen Euro-Länder leiden unter der Dollarschwäche. Die für uns eminent wichtige deutsche Industrie wird noch mehr Mühe haben, sich aufzurappeln."
Urnengang-Nachwehen
Das Abstimmungswochenende ist noch nicht abgehakt. Das ST.GALLER TAGBLATT fragt: "Wie weiter in der SP?"
Die Uneinigkeit unter den Sozialdemokraten über die Gesundheitspolitik ist offen zu Tage getreten. Während ein Parteiflügel mit Franco Cavalli an der Spitze bereits eine weitere Initiative im Köcher hat, will die Geschäftsleitung um Präsidentin Christiane Brunner gar nichts davon wissen.
"Unsere Wahlchancen bleiben intakt", wird SP-Fraktionschefin Hildegard Fässler nach dem Abstimmungsdebakel zitiert: "Natürlich vermitteln die Abstimmungsergebnisse nicht den Eindruck, als wäre die SP im Hoch. Aber lassen wir uns nicht beirren: Initiativen haben es immer schwer."
Der BLICK sieht dies ein wenig pointierter: "Schlappe Sozis und ihre überrissenen Initiativen", wird da fett getitelt.
Und neben dem Bild von Christiane Brunner prangt die Schlagzeile: "Vier Jahre geträumt, bös erwacht!"
Fünf Monate vor den nächsten Wahlen zieht das Boulevard-Blatt eine ernüchternde Bilanz: "Keine Taggeld-Versicherung - keine Arbeitszeitverkürzung - keine Kapitalgewinnsteuer - kein Lehrstellenfonds - die Gesundheitsinitiative, ein Fiasko".
swissinfo, Etienne Strebel

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