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Presseschau vom 19.07.2003

Die Themen in den Schweizer Zeitungen reichen heute von der Explosion im bernischen Steffisburg bis zum Tod des Waffenexperten David Kelly in Grossbritannien.

Dieser Inhalt wurde am 19. Juli 2003 publiziert Minuten

Fern der Weltpolitik und der Katastrophen haben sich in der ganzen Schweiz tausende junge Menschen bereitgemacht, um am Wochenende den Berner Hausberg Gurten zu erobern.

"Das letzte Abenteuer" nennt es die BERNER ZEITUNG, und meint damit die Openair-Festivals allgemein und das 20. Gurtenfestival in Bern im Speziellen. Der Geist des Protests, der früher über Festivalwiesen geweht habe, sei jedoch verflogen.

"Auf der Fahrt nach Bern schimpfen die Jugendlichen im Zug Marihuana rauchend vielleicht über die 'krasse' Art, wie die USA im Irak vorgehen. Dass man aber einen hochkommerziellen, vielfach gesponserten Anlass besucht, scheint niemanden zu stören."

Es war Selbsmord

Nun ist es offiziell: Die Explosion in einem 6-Familienhaus in Steffisburg bei Thun war ein Selbstmord.

"Vater wollte mit Sohn (3) sterben", titelt der BLICK und fragt: "Was treibt immer wieder Menschen dazu, andere mit in den Tod zu reissen?" Laut dem Gastkommentator, einem Psychiater, kündige sich fast jeder Selbstmord an.

"Durch depressive Gemütszustände, versteckte Andeutungen oder – als Schrei nach Hilfe – durch konkrete Hinweise auf eine mögliche bevorstehende Selbsttötung."

Ob diese aber beim Steffisburger Selbstmörder vorhanden waren, bleibt uns der BLICK schuldig.

Rätselhafter Tod

Selbstmord oder nicht? Dies ist in einem anderen Fall noch ein grosses Rätsel. Der Waffenexperte David Kelly, der die britische Regierung in Sachen Massenvernichtungswaffen im Irak beraten hat, wurde in der Nähe seines Wohnorts tot aufgefunden.

"Der rätselhafte Tod des Dr. Kelly", schreibt die BASLER ZEITUNG und fragt sich, ob Kelly als Sündenbock in den Tod getrieben wurde. Denn brisant an der Geschichte ist, dass Kelly vor dem Irak-Krieg angeblich als Informant die Gefahr des Irak dramatisiert haben soll.

"Fest steht, dass sich Tony Blair und seine nächste Umgebung so lange im Erklärungsnotstand befinden, als Saddams tödliche Waffen nicht gefunden werden."

Und: "Sollte der Fall Kelly Teil eines Ablenkungsmanövers gewesen sein, dürften wohl bald auf höchster Politebene Köpfe rollen."

Der Skandal hat erst begonnen

Ähnlich analysiert die Westschweizer Zeitung LE TEMPS die Lage:

"Une bombe humaine pour Tony Blair."

Eine menschliche Bombe stelle Dr. Kelly für Tony Blair dar. Und sie kommt zum Schluss, dass der Skandal erst begonnen habe.

"Le scandale ne fait que commencer."

Der TAGES ANZEIGER ortet in der Affäre "ein Desaster für Tony Blair".

"Der Versuch der britischen Regierung, einen einfachen Beamten für den Verlust ihrer Glaubwürdigkeit verantwortlich zu machen, kostet Blair das letzte Körnchen Glaubwürdigkeit."

Chance für UNO und Europa

Die USA tun sich schwer mit dem besetzten Irak. Zusehends werden ihre Soldaten immer tiefer in einen "Guerilla-Krieg" verwickelt.

"Bloss keine Schadenfreude", meint der Berner BUND. Gefragt sei vielmehr "konstruktives Engagement".

"Immerhin öffnet die Zwangslage der USA die Chance, die UNO wieder ins Spiel zu bringen. Das 'alte Europa' sollte die Chance nutzen."

Und der BUND zitiert den deutschen Aussenminister Joschka Fischer:

"Man muss in Irak den Frieden gewinnen, egal, wie man zum Krieg stand."

swissinfo, Christian Raaflaub

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