Presseschau vom 18.07.2003
Hauptthema ist der Besuch des deutschen Aussenministers Joschka Fischer in Washington – ein Ereignis, das in der Nachrichten knappen Sommerzeit an Bedeutung gewonnen hat.
Ganz im Zeichen der Lage im Irak stand auch ein Treffen zwischen dem britischen Premierminister Tony Blair und dem US-Präsidenten George W. Bush.
Für Joschka Fischer sei die Reise nach Washington kein "Gang nach Canossa" gewesen, stellt die BERNER ZEITUNG fest:
"Er musste weder für deutsche 'Sünden' zu Kreuze kriechen noch als Bittsteller für ein besseres transatlantisches Verhältnis auftreten",
meint die BZ. Denn die USA könnten es sich nicht mehr leisten, ihren Widersachern in der Irak-Krise "nachtragend und vom hohen Ross herunter" zu begegnen.
"Stärker denn je äussern sich die Zweifel an der Legitimität des Krieges. Vor Ort wachsen den Amerikanern die Probleme über den Kopf. In dieser Situation kommen die USA nicht mehr darum herum, bei der Stabilisierung der Lage im Irak nach weiteren Partnern Ausschau zu halten."
Und dazu gehörten auch die "alten Freunde aus dem alten Europa", so die BZ.
Auch die BASLER ZEITUNG wertet den Besuch Fischers bei seinem US-Amtskollegen Colin Powell positiv: Es herrsche wieder "mehr Offenheit im transatlantischen Verhältnis" und der Besuch zeuge von "einer gegenseitigen Wiederannäherung".
Auch Premier Tony Blair in Washington
"Zu viel Lüge, zu wenig Legitimität",
titelt die NEUE LUZERNER ZEITUNG, und weist darauf hin, dass der Besuch des britischen Premiers Tony Blair in Washington dem amerikanischen Präsidenten George Bush "ungelegen" komme. Er finde in einem denkbar ungünstigen Moment" statt:
"Denn die Risse zwischen den beiden Kriegspartnern sind unter dem Druck der öffentlichen Vorwürfe unübersehbar geworden. Sowohl Blair wie US-Präsident Bush sehen sich der Kritik ausgesetzt, sie hätten ihre Länder mit manipulierten Geheimdienstinformationen in den Krieg geführt."
Bezeichnenderweise würde der US-Präsident nicht davor zurückschrecken, seinen Ruf auf Kosten Blairs zu verteidigen, hebt der Kommentator hervor.
"Her mit den sauren Gurken"
So titelt der TAGES ANZEIGER eine Kolumne in seiner etwas dünn geratenen Freitagsausgabe.
"Der Sommer glüht, und die Nachrichten werden langsam knapp", stellt er fest, denn es passiere nichts mehr, worüber man berichten könne. Diese Stille komme einem etwas gespenstisch vor, denn "normalerweise machen sich Politiker im Wahljahr noch stärker bemerkbar als sonst. (...) Jetzt, vor den wohl wichtigsten Wahlen seit Installierung der Zauberformel, ruht die Politik, und es sind der Debatten keine", klagt der TAGES ANZEIGER.
swissinfo, Alina Kunz Popper

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