Presseschau vom 17.09.2002
Mazedoniens Opposition hat einen klaren Wahlsieg errungen. Ist das ein Neubeginn für das Land, fragen sich die Zeitungen.
Weitere Themen sind die erleichterte Einbürgerung ausländischer Jugendlicher und die Swiss-Zahlen.
"Tür zur Zukunft aufgeschlossen",
titelt die BASLER ZEITUNG zum klaren Wahlsieg der Opposition in Mazedonien. Allerdings müsse das Land den Schritt über die Schwelle noch tun. Ähnlich tönt es im Berner BUND:
"Mit der glücklichen Abwahl der Akteure ist das Land nicht über den Berg."
Aber dennoch: Seit der geglückten Parlamentswahl am Sonntag sei Mazedonien das erste Land, das sich von dem Albtraum der Balkankriege befreit habe.
"Ein Neubeginn in Mazedonien?",
fragt sich die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Dass sich der neue Führer der Sozialdemokraten und künftige Regierungschef, Branko Crvenkovski, im Wahlkampf von der Rhetorik der Hardliner in der bisherigen Regierung abgesetzt habe, gebe Anlass zu Hoffnung, schreibt die NZZ, räumt jedoch ein:
"Mit den Wahlen allein sind die Probleme nicht gelöst."
Dieser Meinung ist auch der Zürcher TAGES-ANZEIGER. Mit Branko Crvenkovski kehre zwar ein alter Bekannter zurück an die Macht, aber:
"Der Triumphator tritt ein schweres Erbe an."
Ein Sieg der Vernunft
Gegen partiellen Widerstand der SVP, die das Referendum ergreifen wird, hat der Nationalrat grünes Licht zur erleichterten Einbürgerung junger Ausländer der zweiten und dritten Generation sowie für ein Beschwerderecht gegeben.
"Ein Sieg der Vernunft",
ist das für die AARGAUER ZEITUNG. Und für die BASLER ZEITUNG hat der Nationalrat mit seinem Entscheid
"die Zeichen der Zeit verstanden".
Die Nationalratsdebatte gebe Anlass zur Hoffnung, dass die restriktive Schweizer Einbürgerungspraxis bald ein Ende finde, schreibt die BERNER ZEITUNG, die sich darüber freut, dass die Ratsrechte keine Chance hatte. Für den BUND ist das Einbinden statt Ausgrenzen der ausländischen Jugendlichen
"ein wesentlicher Schritt, die restriktive Einbürgerungspraxis den europäischen Verhältnissen anzupassen".
Die SVP und ihre Zuträger haben bereits das Referendum angekündigt, was den TAGES-ANZEIGER nicht mit eitel Freude erfüllt:
"Wie auch immer: Das Volk wird über die Neuerungen abstimmen können. Es graut einem bereits vor dem Abstimmungskampf."
Flug durch die Wolken
Swiss, die neue Fluggesellschaft, schliesst ihr erstes Halbjahr mit einem Verlust von 447 Mio. Franken ab. Das sind 197 Mio. weniger als im Businessplan vorgesehen.
"Weniger rot, aber eben doch rot",
titelt der TAGES-ANZEIGER lakonisch.Trotz gutem Start stehe Swiss unter Kostendruck, schreibt die NZZ und sieht die ungeklärte Allianz-Frage und die Irak-Krise als Gefahren. Das alles ist für die AARGAUER ZEITUNG ein
"Flug mit vielen Unbekannten".
Die neuen Probleme, wie das Risiko eines Krieges im Irak, könnten zu einer neuen Rosskur führen, meint die BERNER ZEITUNG. Fazit:
"Swiss im Banne des Irak."
Und der "BLICK" haut noch einen drauf:
"Dosé-Albtraum: Krieg im Irak!"
Etwas rosiger sieht die ganze Sache der CORRIERE DEL TICINO:
"Swiss: 1. semestre 'rosa'."
Aber eben:
"L'heure de verité n'a pas sonné",
fasst das Westschweizer Blatt LE TEMPS die in allen Zeitungen erhobenen Bedenken zusammen.
swissinfo, Jean-Michel Berthoud

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