Presseschau vom 15.08.2003
Die Schweizer Presse vom Freitag steht ganz im Zeichen des brandheissen Sommers. Hauptthema ist das Flammen-Inferno im Wallis.
Auch der Zustimmung des UNO-Sicherheitsrats zur neuen Irak-Resolution wird viel Spielraum eingeräumt.
Was das wohl für Menschen seien, die fahrlässig Warnungen vor Waldbrandgefahr missachten, fragt die BERNER ZEITUNG in ihrem Titelseiten-Kommentar:
"Wo ist das Motiv jener Person, die in Leuk einen Zigarettenstummel weggeworfen haben soll? Wer tat so etwas, nachdem seit Tagen gewarnt worden war?"
Es könne kaum ein Walliser Schafhirt gewesen sein, den die Nachricht von der Gefahr auf einer abgelegenen Alp nicht erreicht habe, denn wer in engem Kontakt mit der Natur lebe, bedürfe dieser Warnung ohnehin nicht.
Man habe in der Schweiz mit dem nahenden Sommerende nicht mehr mit grösseren Waldbränden gerechnet, schreibt die Genfer Zeitung LE TEMPS. Aber Leuk zeige, dass trotz aller Vorsichtsmassnahmen ein simpler Zigarettenstummel zur Katastrophe führen könne.
"Loèche vient de nous rappeler que, malgrè toutes les précautions, une catastrophe est toujours au bout d'un mégot."
Behördliches Verbots-Wirrwarr
Leuk, das Maggia- oder Calancatal würden zeigen, wie brandgefährlich wir gegenwärtig leben, schreibt der Berner BUND, und wie vorsichtig der Umgang mit Raucherwaren sein müsste. Das Blatt wirft den Behörden vor, kompliziert und unübersichtlich mit der Waldbrandgefahr umzugehen:
"Da erlassen einzelne Regierungsstatthalter ein Verbot, offene Feuer zu entfachen, obschon uneinsichtig ist, warum im Amt Konolfingen erlaubt sein soll was im angrenzenden Amt Signau verboten ist."
Die Boulevardzeitung BLICK widmet den Bränden in der Schweiz praktisch die ganzen drei ersten Seiten, mit dramatischen Bildern und Berichten von Betroffenen.
Unangetastete US-Alleinherrschaft in Irak
Die Kommentatoren sind sich einig, dass die neue UNO-Resolution für den Wiederaufbau in Irak vor allem den Amerikanern nützt, und den Vereinten Nationen bloss eine kleine Nebenrolle zugesteht.
"Aus New York nichts Neues", titelt dazu etwa die AARGAUER ZEITUNG und stellt fest, dass es den USA um ihre ungeteilte Autorität gehe. Die UNO habe zwar weit mehr Erfahrung beim Aufbau von Zivilgesellschaften. Doch Bush habe diese Möglichkeit ausgeschlagen.
Laut BASLER ZEITUNG stellt man sich in den diplomatischen Kreisen jetzt die Frage, wann die "grosse" Irak-Resolution komme, mit einem starken Mandat für die Weltorganisation, wie es Generalsekretär Kofi Annan fordert. Eine solche Rolle müsste die Entsendung von UNO-Truppen nach Bagdad beinhalten.
Gottesstaat im Zweistromland?
Unter der Überschrift "Viele Führer für die Schiiten des Iraks" stellt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG die Frage, ob das Land auf dem Weg zu einem Gottesstaat nach iranischem Vorbild sei, denn:
"In den religiösen Hochburgen der irakischen Schiiten hat die Besatzungsbehörde wenig Einfluss. Aufgrund der langen religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Iran und den irakischen Schiiten sind die Kleriker vom iranischen Modell geprägt."
Für den Zürcher TAGES ANZEIGER hat die neue Irak-Resolution zwei Vorzüge: sie sei kurz, und sie sei verständlich:
"Klar durchgesetzt haben sich die USA mit der Forderung, die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Strukturen im besetzten Land praktisch unbegrenzt kontrollieren zu können."
Noch deute nichts darauf hin, dass die Amerikaner sich bald zurückziehen könnten. Zu unstabil sei die politische Lage, und zu wenig gesichert seien die wirtschaftlichen Interessen. Aber, so der TAGI:
"Besorgte UNO-Diplomaten fragen sich bereits jetzt, ob Präsident Bush sein Interesse an Irak verliert, sobald seine Wiederwahl gesichert ist."
swissinfo, Monika Lüthi

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