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Presseschau vom 14.10.2002

Der brutale Anschlag auf der Ferieninsel Bali erschüttert auch die Schweiz. Beileid und politische Einschätzungen bestimmen die Titelseiten und Kommentare.

Dieser Inhalt wurde am 14. Oktober 2002 publiziert

Das Attentat wird mit dem Anschlag vom 11. September 2001 in Zusammenhang gestellt.

"Wer in Kuta ein Attentat verübt, ist sich weltweiten Echos sicher. Wer einen Nerv von Indonesiens Wirtschaft treffen will, dem bietet sich Kuta geradezu an." So der Kommentar der NEUEN LUZERNER ZEITUNG.

Die LNZ zieht also Parallelen zum Anschlag vom 11. September 2001. Sie steht damit nicht alleine.

Auch der Zürcher TAGES-ANZEIGER ordnet das Attentat auf die Diskothek im indonesischen Surf- und Badeparadies als Anschlag auf die westliche Welt ein:

"Es war ein geballter und gezielter Schlag, der sich gegen Ausländer richtete oder, genauer gesagt, gegen die 'westliche Dekadenz', wie Islamisten sie auch in Indonesien immer lauter anprangern."

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG skizziert die schwerwiegenden Folgen des Anschlags im bisherigen Ferienparadies Bali:

"Zum einen wird er wohl dem als Devisenbringer volkswirtschaftlich enorm wichtigen Tourismussektor zumindest vorübergehend den Gnadenstoss versetzt haben. (...) Zum andern wird Präsidentin Megawatis Regierung nun unter stärkeren ausländischen Druck kommen, endlich tatkräftig und entschlossen gegen radikale islamische Gruppen im Landesinnern vorzugehen, die der offenen oder auch versteckten Zusammenarbeit mit bin Ladins Terrororganisation al-Kaida verdächtigt werden."

Denn, so schreibt der Berner BUND,

"es war nur eine Frage der Zeit, wann es in Südostasien zu einem Terroranschlag vom Ausmass wie jenem nun auf Bali kommen würde. Der Krieg in Afghanistan, die Jagd auf bin Laden und seine Al-Quaida haben das terroristische Bedrohungspotenzial im muslimischen Raum Asiens weitgehend in den Hintergrund gedrängt - zumal in der öffentlichen Wahrnehmung."

Der BUND wie die Westschweizer Zeitung LE TEMPS kritisieren das Ausklammern dieser Realität und das Fokussieren der USA in eine andere Richtung, "vielleicht in eine fatal falsche", so der BUND:

"Saddam Hussein ist mit seinen Massenvernichtungswaffen vornehmlich eine regionale Bedrohung, der Terrorismus dagegen nach wie vor eine weltweite."

LE TEMPS schreibt: "Plus la cible irakienne grandira dans le viseur états-unien, plus les 'franchisés' d'Al Qaida feront preuve d'imagination. - Je mehr die USA das Ziel Irak fokussieren, dest mehr werden die 'Franchisenehmer' der al-Kaida Fantasie beweisen."

"Müssen wir mit weiteren Anschlägen rechnen?", fragt der BLICK den Strategie-Experten und Professor der Universität Zürich, Albert A. Stahel, in einem Kurz-Interview.

"Die Hauptziele in den USA und in Europa sind seit dem 11. September 2001 stark geschützt und nur schwer angreifbar. Deshalb verlagern die Terroristen ihre Anschläge in ärmere, weniger geschützte Länder. Und zwar so, dass es möglichst viele Tote gibt. Wir müssen uns gefasst machen, dass sich solche Attentate häufen."

Die Völkergemeinschaft und die USA müssten den Terror auf indirektem Weg bekämpfen, meint Stahel im BLICK:

"Sie müssten den Drogenanbau und -handel ausmerzen. Damit werden islamistische Religionsschulen finanziert und in diesen Schulen Attentäter rekrutiert."

Die BERNER ZEITUNG warnt jedoch vor einer Wahrnehmung eines "Kriegs zwischen dem Islam und den übrigen Religionen". Einer Wahrnehmung, deren beide Seiten aufsitzen könnten, weil beiderseits zu einseitig informiert würde. Dennoch sei der Anschlag in Bali möglicherweise:

"Eine Warnung an den Rest der Welt, ja nicht an der Seite der Vereinigten Staaten gegen den Irak in den Krieg zu ziehen. In einen Krieg, der für viele Muslime ein Glaubenskrieg wäre: Ein Krieg zwischen dem Islam und dem Rest der Welt."

swissinfo, Anita Hugi

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