Presseschau vom 13.09.2003
Die Schweizer Samstagszeitungen befassen sich in ihren Kommentaren ausgiebig mit der von Israel beschlossenen Ausweisung von Yassir Arafat.
Es sei ein "Krieg der alten Männer", schreibt der Zürcher TAGES ANZEIGER.
"So hat Yassir Arafat schon lange nicht mehr gestrahlt",
schreibt die Zeitung weiter. Und sie zeigt das Bild, auf dem Arafat vor seinem geschundenen Amtssitz die Hand trotzig zum Siegeszeichen hebt.
"Staatsmänner aus vielen Ländern kritisierten die israelischen Absichten, warnten vor einer Eskalation der Gewalt; warnten vor der Gefahr, dass der Konflikt sogar über die israelisch-palästinensische Krisenregion hinausschwappen könnte."
Von solchen Warnung, schreibt der TAGES ANZEGER, habe sich Israels Premier Ariel Sharon allerdings noch nie aus dem Konzept bringen lassen. Die Welt habe es geschluckt, was immer der Premier vorkehrte.
Sture Männer
Für den Berner BUND hat selten eine Regierung derart deutlich demonstriert, dass ihre Politik gescheitert sei:
"Sicher: Der sture Arafat ist tatsächlich ein Friedenshindernis, wie das Israels Premier Ariel Sharon immer wieder sagt. Exakt das Gleiche gilt aber auch für ihn."
Die welsche LE TEMPS fragt sich was denn diese neuste Entwicklung solle?
"Ohne Zweifel ist sie Mittel für die Armee und die Minister ihre Schachzüge im Kampf gegen die Attentate zu verschleiern."
Allerdings zeige es auch die Unfähigkeit der israelischen Regierung, die schlimmen Auswirkungen ihrer eigenen Politik zu erkennen.
Zehn Jahre nach Oslo
Die BASLER ZEITUNG erinnert in ihrem Kommentar daran, dass – es sei bittere Ironie – eben zehn Jahre vergangenen seien seit der Unterzeichnung des ersten israelisch-palästinensischen Friedensabkommens in Oslo. Die BaZ:
"Jetzt macht es ganz den Anschein, als wolle die Regierung Sharon zu diesem Jahrestag den Oslo-Prozess endgültig zur historischen Randnotiz stempeln. Die angedrohte Entfernung Arafats ist willkürlich, rechtswidrig und politisch töricht."
Für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG ist die Regierung Sharon "ratlos" und Arafat "relevanter den je":
"Das israelische Sicherheitskabinett behält sich das Recht vor, Arafat dereinst zu deportieren. Diese markigen, aber inhaltslosen Worte unterstreichen, wie ohnmächtig und ratlos die Regierung von Ministerpräsident Sharon ist."
Countrylegende
Die BERNER ZEITUNG schreibt ebenfalls zu Israel, gedenkt jedoch auch der amerikanischen Countrylegende Johnny Cash, der in Nashville 71-jährig gestorben ist. Cash trat auch mehre Male in der Schweiz auf. Die BZ:
"Cashs Image entsprach demjenigen eines ungezügelten Rebellen, doch seine sparsamen musikalischen Arrangements und seine ausdrucksstarke Stimme zeugten von einem tiefen Verständnis für die Tradition der amerikanischen Songkultur."
Mit seinem schlichten Liedern über Mord, Liebe und Gott habe Johnny Cash die Messlatte für seine Nachfolger hoch angesetzt.
swissinfo, Urs Maurer

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