Presseschau vom 13.08.2003
Zwei Krisenherde kommentieren die Schweizer Mittwochszeitungen: Liberia und Israel.
Weiter ermunterte ein wahrhaftes Reizthema zu Kommentaren: die Ozonbelastung der Luft.
"Die anhaltend hohen Ozonwerte haben Politiker im Süden des Landes aus der sommerlichen Siesta wachgerüttelt."
Das schreibt die NEUE LUZERNER ZEITUNG und nimmt auf den Beschluss der Tessiner Kantonsregierung Bezug, die auf den Autobahnen Tempo 80 verhängt hat. Womit die Zeitung aussagt, wer für die hohen Ozonwerte hauptsächlich zuständig ist. Doch wer mag schon gegen die Verursacher anschreiben:
"Die Fachleute sind sich einig, dass kurzfristige und lokale Massnahmen wenig bis gar nichts bringen. Also demonstrieren die zeitlich und räumlich begrenzten Temporeduktionen höchstens den Goodwill der Politik."
Komme hinzu, so die Zeitung aus Luzern, dass Klimaziele zur Zeit eher verpönt seien. Nicht viel optimistischer gibt sich der Berner BUND, der von einem "Wirbel mit wenig Wirkung" schreibt und uns gar beruhigt:
"Nur bringen kurzfristige Massnahmen gegen Sommersmog dummerweise nichts. Denn das Ozon wird – auch wenn das paradox klingt – besser dort abgebaut, wo es entsteht: in der dreckigen Luft, wenn sie wieder kühler ist."
Technische Lösungen
So würden die Ozonwerte noch lange jeden Sommer für Gesprächsstoff sorgen, bis eine technische Lösung die Diskussion zum Verstummen bringe, sagt der BUND und will nichts wissen von weniger fahren. Der Zürcher TAGES ANZEIGER zum selben Thema:
"Tränenden Auges werben Bürgerliche im Wahljahr für die zweite Gotthardröhre und mehr Parkplätze in den Städten. Die SP kämpft mit den Wählern im Nacken gern für den öffentlichen Verkehr, aber nicht mehr so mutig gegen den Autoverkehr."
Sowieso seien die Ozonrekorde längerfristig nicht das Hauptproblem, denn bald würden perfektere Motoren und Filter die Luft nicht mehr so schwer belasten, schreibt auch der TAGES ANZEIGER. Aber immerhin, meint er launig zum Schluss:
"Über die Sommerhitze hinaus werden die Tempolimiten keine Wirkung zeigen. Aber, den Tessinern sei Dank, hat das Ozon jetzt wenigstens für einen Tag einmal nicht nur die Augen, sondern das Hirn zum Denken angeregt."
Kein Wille zum Frieden
Die AARGAUER ZEITUNG blickt nach zwei weiteren palästinensischen Selbstmordattentaten einmal mehr nach Israel und meint, wo kein Wille zum Frieden sei, finde man halt auch immer Wege ihn zu verhindern:
"Leider verhält sich auch Israel immer nach dem selben Muster: Wenn verrückte Anhänger einer verrückten Ideologie irgendwo zuschlagen, greift die Regierung stets zum Mittel der Kollektivstrafe, tötet palästinensische Aktivisten wobei stets auch Unbeteiligte getroffen werden, stoppt die Freilassung von Gefangenen, riegelt Gebiete ab und beschleunigt den Bau der Mauer durch das Westjordanland sowie den Ausbau der jüdischen Siedlungen."
Übel an der Wurzel packen
Liberias Übel müsse an der Wurzel gepackt werden, schreibt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zu einem andern üblen Konflikt:
"Eine längerfristige Lösung de Konflikts in Liberia setzt aber mehr als nur Waffenstillstand und Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln voraus", meint die NZZ. Das Übel sei, dass grosse Teile der Bevölkerung vom politischen Leben ausgeschlossen würden. Das schon seit Jahrhunderten.
"Eine Diskriminierung von der einzig eine kleine Minderheit von Americo-Liberians, Abkömmlingen befreiter amerikanischer Sklaven, profitiert hat."
swissinfo, Urs Maurer

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