Presseschau vom 04.08.2003
Zwei Bürgerkriege, diejenigen in Russland und Liberia, stehen im Fokus der Schweizer Zeitungen.
Den Sportkommentatoren bereiten die Fussballer von Meister Grasshoppers Kopfzerbrechen, die sich völlig derangiert dem Abenteuer Champions Leage stellen müssen.
"Krieg ohne Regeln", kommentiert die BERNER ZEITUNG den tschetschenischen Bombenanschlag auf ein russisches Spital in Nordossetien, der 50 Menschenleben gefordert hat.
Die Regeln des internationalen Kriegsrechts, die unter anderem Angriffe auf Spitäler verbieten, würden im Tschetschenien-Konflikt nicht gelten.
"Der Kaukasus-Krieg hat eine neue Stufe erreicht", schreibt die BZ vielmehr.
Mit Vorliebe Wehrlose als Opfer
"In diesem Krieg gibt es keinen Unterschied zwischen Soldaten und Zivilisten, zwischen Beteiligten und Unbeteiligten, zwischen Tätern und Opfern. Getötet wird, wer ein Ziel bietet, wer ohne grössere Verluste zum Opfer werden kann, wer wehrlos ist".
Seit Präsident Putin den Oktober als Termin der Wahlen in Tschetschenien bekanntgegeben habe, steige die Zahl der Anschläge, so die BZ.
"Jede einzelne Bombe ist der menschenverachtende Versuch, die Wahl ad absurdum zu führen. So wie es aussieht, wird Putins 'politische Lösung' mit dem Blut noch vieler Unschuldiger besudelt werden."
Wirkliche Lösung gesucht
Hoffnung setzt die BZ in die weltweiten Politikerfreunde Putins, die ihm einmal die Frage stellen sollten, weshalb er nicht nach einer wirklichen Lösung suche statt nach einer Wahl im Kriegs- und Terrorzustand.
An diesem Punkt möchte auch der TAGES-ANZEIGER ansetzen:
"Die einzige wirkliche Chance bieten echte Verhandlungen unter internationaler Aufsicht mit allen tschetschenischen Gruppen. Um das zu erreichen, müssen die Industrienationen massiv Druck auf Putin ausüben."
Die Genfer Zeitung LE TEMPS schreibt zu einem anderen wütenden Bürgerkrieg:
"Liberia, le chaos dans l'indifférence – Liberia, Chaos in der Gleichgültigkeit."
Es wäre wünschenswert, wenn Afrika selber den blutigen Kampf der Rebellen gegen den als Kriegsverbrecher angeklagten Präsidenten Charles Taylor befrieden könnte.
Keine Hoffnung aus Afrika
"Aber keine Regionalmacht verfügt über die nötige Macht", so LE TEMPS.
Die Interventionen Frankreichs und Grossbritanniens an der Elfenbeinküste und in Sierra Leone könnten modellhaft für ein Engagement der USA sein. Denn Frankreich und Grossbritannien hätten in den beiden Unruheherden ohne grossen Mitteleinsatz ein Kern an Autorität installiert.
"Das ist eine Bedingung für die Wiederherstellung Liberias, wo sich der Staat schon seit langer Zeit in Luft aufgelöst hat."
GC vor Debakel in Champions League?
Der BLICK fürchtet um den Ruf des Schweizer Fussballs. Schuld daran ist Schweizer Meister Grasshoppers Zürich, der am Samstag eine erneute Schmach hinnehmen musste.
"Grassfloppers - Neueste Schande: das 2:3 in der Fussballprovinz-Stadt Thun. Die dritte Schlappe im vierten Spiel. Die ganze Schweiz lacht über den Nobelklub und seine peinlichen Pleiten."
Für den Match gegen AEK Athen vom übernächsten Mittwoch in Zürich erwartet der BLICK jedenfalls keine Wunderdinge. "Blamiert uns der Schweizer Meister in der Champions League?"
swissinfo, Renat Künzi

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