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Presseschau vom 02.05.2003

Der 1. Mai ist in der Schweiz stark und fröhlich über die Bühne gegangen: Tausende demonstrierten gegen die Wirtschaft-Abzocker und für mehr Mitsprache der Frauen.

Dieser Inhalt wurde am 02. Mai 2003 - 11:58 publiziert

Die befürchteten Krawalle blieben weitgehend aus.

Der erste Mai hat am Tag darauf in der Schweiz für weniger Schlagzeilen gesorgt als üblich. Grund waren die weitgehend fehlenden Ausschreitungen in Zürich, die seit einigen Jahren regelmässig zum medialen Schaulaufen ausarteten. Dass der internationale Arbeiterkampftag nur wenige Bilder von kaputten Schaufenstern und keine brennenden Autos lieferte, kommentiert der TAGES-ANZEIGER so:

"Es war ein Zusammenspiel vieler: Das 1. Mai-Komitee liess keinen Zweifel aufkommen, dass es die Nachdemonstration nicht unterstützt. Die Polizei agierte sehr zurückhaltend. Selbst die Vertreter des Revolutionären Aufbaus sprangen über ihren Schatten und forderten zum Gewaltverzicht auf. Schliesslich stellten sich Friedensdemonstranten wiederholt als Schutzschilde zwischen die Fronten."

Geringer Sachschaden...

Nach dem offiziellen Abbruch der Nachdemonstration - sie hätte vor die schweizerisch-amerikanische Handelskammer ziehen wollen - kam es trotzdem in der Zurich City zu Sachbeschädigungen. Die BASLER ZEITUNG zeigt ein Bild eines vermummten Casseurs, der mit einer Stange ein Schaufenster malträtiert. Die BAZ fasst trocken zusammen:

"Weniger Gewalt als auch schon. Für Zürcher Massstäbe bedeutet dies Sachschaden in der Höhe von mehrerer Zehntausend Franken."

Die 77 Verhaftungen in Zürich sind auch deutlich weniger als in letzten Jahren, die solzialdemokratische Zürcher Polizeichefin auch eine positive Bilanz.

... genügt der "alten Tante" NZZ nicht.

All das genügt der wirtschaftsfreundlichen NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG nicht, sie reitet im Regionalteil eine scharfe Attacke gegen den Anlass und vergleicht ihn mit der bürgerlichen Sechsiläuten-Parade von Anfang Woche:

"Schon lange nicht mehr haben das Sechseläuten und der 1. Mai so kurz hintereinander stattgefunden. Vergleichbar an den zwei Tagen war aber nur das schöne Wetter. Während die Zünfter am Montag freudvoll den Frühlingsbeginn feierten, hat am Donnerstag das alljährliche Katz-und-Maus-Spiel zwischen Chaoten und der Polizei den sonst lauen und kraftlosen 1.-Mai-Anlass überschattet. Die Frage am Sechseläuten lautet jeweils, wie lange es dauert bis der Kopf des Böggs explodiert. Am ersten Mai stellt sich die Frage, wie hoch der angerichtete Sachschaden ist."

Auch in Bern - wo der erste Mai kein offizieller Feiertag ist - hatten die Behörden mit besorgtem Blick in die Wirtschaftsmetropole geblickt. Sie befürchteten, bei der angekündigten Blockade vor dem Rüstungsbetrieb RUAG würde es zu Zürcherischen Zuständen, sprich Ausschreitungen, kommen.

Doch auch hier ging der erste Mai glimpflich über die Bühne, nur einmal spritzte der Wasserwerfer. Einige Aktivisten durften vor dem Areal in weissen Schutzanzügen eine "UN-Waffenkontrolle" durchführen und Peace-Fahnen aufhängen.

Das Problem ist noch nicht gelöst

Die befürchtete Eskalation und die Sachbeschädigungen blieben also dieses Jahr weitgehend aus. Parteien, Behörden und Aktivistinnen und Aktivisten müssen sich aber weiterhin mit dieser Problematik auseinandersetzen.

Die welsche Zeitung LE TEMPS fragt im Hinblick auf den Gipfel der acht wichtigsten Wirtschaftsnationen im französischen Evian anfangs Juni:

"Quelle attitude face aus Casseurs? Les opposants au G8 se déchirent." - Welche Einstellung gegenüber den Krawallanten? - Die G8-Opposition überwirft sich."

swissinfo, Philippe Kropf

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