PRESSE/EADS-Chef Gallois sieht kaum noch Spannungen in Konzernspitze
MÜNCHEN/PARIS (awp international) - Die Grabenkämpfe in der Führungsspitze des europäischen Luftfahrt- und Raumfahrtskonzerns EADS sind nach Einschätzung von Konzernchef Louis Gallois überstanden. "Im Topmanagement gibt es so gut wie keine nationalen Spannungen mehr", sagte er der "Welt am Sonntag". Auf den unteren Hierarchiestufen sieht der Franzose allerdings noch Verbesserungsbedarf. "Bei den Mitarbeitern in den Werken mag es manchmal noch zu Verstimmungen kommen." So gebe es immer wieder Diskussionen, ob die Arbeit zwischen den Ländern gerecht verteilt sei. Gerade in einer Wirtschaftskrise, wenn die Aufträge zurückgingen, könnten solche Probleme auftreten.
Gallois kündigte an, Lehren aus einer Mitarbeiterbefragung zu ziehen. In der hausinternen Umfrage hatten vier von fünf Mitarbeiter erklärt, sie fühlten sich von ihren Vorgesetzten alleine gelassen. Viele beklagten, ihre Ideen nicht einbringen zu können. "Die Umfrageergebnisse zeigen klar, dass unsere Mitarbeiter frustriert sind", sagte Gallois. "Wir müssen mehr auf ihre Sorgen, Wünsche und Ideen hören." Die Führungskräfte des Unternehmens sollten näher an die Beschäftigten rücken. "Die Mitarbeiter wollen nicht nur über E-Mail oder Telefon mit ihren Vorgesetzten kommunizieren. Sie wollen den direkten Kontakt."
NEUE ARBEITSPLÄTZE AUSSERHALB EUROPAS
Neue Arbeitsplätze will EADS in den nächsten Jahren vor allem ausserhalb Europas aufbauen. "Unser Ziel ist es, im Jahr 2020 rund 80 Prozent der Mitarbeiter in Europa zu haben", sagte Gallois. Momentan seien 97 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Spanien, obwohl der Konzern 75 Prozent der Produkte exportiere. Die Verschiebung will EADS nach Worten von Gallois aber nicht durch einen Arbeitsplatzabbau in den vier Ländern erreichen, sondern durch zusätzliches Wachstum in anderen Staaten. Damit wolle EADS auch die Abhängigkeit vom starken Euro reduzieren und den Zugang zu Märkten sichern.
Die IG Metall kritisierte die Ankündigung des Konzernchefs und kündigte Widerstand an. "EADS ist kein normales Unternehmen, der Konzern ist und wird sehr stark von der Politik beeinflusst", erklärte der EADS-Beauftragte der IG Metall, Bernhard Stiedl, in einer Mitteilung. Das Unternehmen erhalte staatliche Subventionen, Frankreich und Spanien seien ausserdem direkt beteiligt. "Mich wundert deshalb schon sehr, dass Louis Gallois künftig nur noch ausserhalb Europas Arbeitsplätze schaffen will, schliesslich waren es die europäischen Steuerzahler, die in der Vergangenheit mit Milliardensubventionen EADS aufgebaut haben." Diese Arbeitsplätze jetzt verlagern zu wollen, sei nicht in Ordnung./dw/DP/dc