PRESSE/Deutsche Bank hofft als Actavis-Gläubiger auf Ratiopharm-Zuschlag
HAMBURG (awp international) - Die Deutsche Bank zielt einem Pressebericht zufolge als Grossgläubiger des isländischen Pharmakonzerns Actavis mit hohem eigenen Risiko indirekt auf eine Übernahme des deutschen Generikaherstellers Ratiopharm. Die Bank kontrolliere de facto den hoch verschuldeten isländischen Pharmakonzern Actavis, der für Ratiopharm biete, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD/Dienstagsausgabe) unter Berufung auf Finanzkreise. Um das Gebot zu ermöglichen, müsse die Deutsche Bank offenbar aus ihrer Bilanz Eigenkapital in Milliardenhöhe einsetzen.
"Unser Eindruck ist, dass die Deutsche Bank mit dem Ratiopharm-Gebot ihren Kredit retten will. Das ist äusserst riskant.", zitiert die Zeitung Verhandlungskreise. Die Bank hatte Actavis vier Milliarden Euro geliehen, als die Firma 2007 vom Milliardär Björgolfur Thor Björgolfsson übernommen wurde. Die Schuldenproblematik könnte die Chancen von Actavis in der Schlussphase des Ratiopharm-Verkaufsprozesses stark trüben. In Ratiopharm-Kreisen wird der Zeitung zufolge eher ein solider Gesellschafter wie der US-Pharmakonzern Pfizer oder der israelische Teva-Konzern bevorzugt.
Der Erwerb von Ratiopharm durch Actavis könnte dafür sorgen, dass der Actavis-Kredit der Deutschen Bank an Wert zurückgewinnt, schreibt die ?FTD?. Durch eine Zusammenlegung der beiden Generikafirmen zur internationalen Nummer drei könnten hohe Synergien realisiert werden, die Verhandlungsteilnehmer auf 100 bis 300 Millionen Euro beziffern.
Ratiopharm will den Verkauf noch im ersten Quartal abschliessen. In der vergangenen Woche hatte nach dpa-AFX-Informationen der weltgrösste Generikahersteller Teva Pharmaceuticals sein Konzept erläutert. Diese Woche soll Pfizer, nächste Woche Actavis folgen. Die Gebote liegen Verhandlungskreisen zufolge bei drei Milliarden Euro.
Der älteste Sohn des Anfang 2009 verstorbenen Adolf Merckle, Ludwig Merckle, muss Ratiopharm verkaufen, um Bankschulden zu tilgen. Der Generikahersteller erzielte 2009 einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 300 Millionen Euro./ne/wiz