PRESSE/Deutsche Bank droht erneut mit BHF-Verkauf zu scheitern
FRANKFURT/HAMBURG (awp international) - Die Deutsche Bank scheint ihre Privatbanktochter BHF nicht loszuwerden. Einem Pressebericht zufolge muss der Konzern erneut um den geplanten Verkauf fürchten. Der Finanzinvestor RHJ International habe Probleme mit der Finanzierung und lasse daher seine Übernahmeabsicht vorerst ruhen, berichtet die "Financial Times Deutschland" am Montag. RHJ habe es nicht geschafft, einen Co-Investor aufzutreiben. Das habe das Unternehmen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mitgeteilt. Sprecher von Deutscher Bank, RHJ und BaFin lehnten laut Zeitung eine Stellungnahme ab.
Die Deutsche Bank hatte Anfang Juli exklusive Verhandlungen mit RHJ aufgenommen, bis Ende August hätte der Prozess laut Zeitung abgeschlossen sein sollen. Doch Europas Schuldenkrise habe es in diesem Zeitraum für RHJ immer schwerer gemacht, Kapital für die Übernahme einer Bank aufzutreiben.
Die Zeitung berichtete, dass RHJ intensiv mit einer Handvoll potenzieller Co-Investoren verhandele und die Deutsche Bank bis November Exklusivität bei den Verhandlungen zugesagt habe. Die Bafin tue sich aber schwer, das Institut in der unsicheren Lage an den Finanzmärkten aus dem vergleichsweise sicheren Schoss der Deutschen Bank herauszulassen. Sie will eine Garantie, dass jeder neue Eigentümer die BHF bei einer eventuellen Schieflage rasch mit frischem Kapital aufpäppeln kann.
Chef von RHJ ist der frühere Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer. Der ehemalige Investmentbanker will RHJ zu einem europäischen Finanzdienstleister entwickeln und hatte sich im vergangenen Jahr von der Commerzbank seine frühere Marke zurückgekauft: den britischen Vermögensverwalter Kleinwort Benson. Ausserdem ist der Finanzinvestor, der zwischenzeitlich auch an dem Autobauer Opel interessiert war, an der Quirin Bank beteiligt. Sein Ziel ist es, daraus mit BHF einen Finanzdienstleister zu schmieden.
Die BHF mit Hauptsitz in Frankfurt beschäftigt 1.500 Mitarbeiter an 13 Standorten und hat ihre Schwerpunkte in der Vermögensverwaltung und im Geschäft mit wohlhabenden Kunden. Das Institut gehört seit der Übernahme von Sal. Oppenheim im Jahr 2009 zum Deutsche-Bank-Konzern und stand von Anfang an auf der Verkaufsliste von Bankchef Josef Ackermann. Doch Interessenten gab es wenige, zudem sollen die Gebote weit unter dem von der Deutschen Bank veranschlagten Buchwert von 600 bis 650 Millionen Euro gelegen haben. Der nach langen Verhandlungen geplante Verkauf an die Liechtensteiner Bank LGT war im April dieses Jahres am Veto der Behörden gescheitert. Damals kündigte die Deutsche Bank an, die BHF behalten zu wollen.
Laut Zeitung will die Deutsche Bank das Geschäft mit Energiederivaten der BHF Bank inzwischen in den Gesamtkonzern übernehmen. Damit würde die grösste deutsche Bank ihre Präsenz an der Leipziger Strombörse European Energy Exchange (EEX) stärken. Ein Sprecher bestätigte dem Blatt, dass die Transaktion bis Jahresende abgeschlossen sein soll. BHF ist nach eigenen Angaben mit 40 Prozent Marktanteil grösster Abwickler gehandelter Energiederivate in Leipzig./enl/stb/tw