Portugal zahlt wieder mehr für frisches Geld
LISSABON (awp international) - Trotz seiner erfolgreichen Sanierungsbemühungen hat EU-Schuldensünder Portugal frisches Geld nur zu höheren Zinsen als zuletzt erhalten. Das ärmste Land Westeuropas brachte am Mittwoch am Kapitalmarkt dreimonatige Staatsanleihen im Gesamtwert von 854 Millionen Euro unter, teilte die portugiesische Schuldenagentur (IGCP) in Lissabon mit. Das erklärte Einnahmeziel lag zwischen 750 Millionen und einer Milliarde Euro.
Im Vergleich zur letzten entsprechenden Ausgabe dieser sogenannten "Bilhetes do Tesouro" (4,854 Prozent am 17. August) stieg die Rendite nach Angaben von Marktteilnehmern jetzt um 0,105 Punkte auf 4,959 Prozent. Die Emission sei 2,2-fach überzeichnet gewesen, hiess es.
Die erfolgreichen Sanierungsbemühungen Portugals würden von den Investoren noch nicht ausreichend gewürdigt, sagte Filipe Silva, Fondsmanager der Banco Carregosa, der Nachrichtenagentur Lusa. Das Risiko Portugal werde weiterhin nur ganz kurzfristig und zu relativ hohen Zinsen eingegangen, fügte er an.
Seit der Unterzeichnung des Hilfsabkommens mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Mai war es das bereits das 14. Mal, dass Portugal frisches Geld an den Märkten aufgenommen hat. Erst im August hatten die internationalen Geldgeber dem Land Erfolg bei den bisherigen Massnahmen zur Sanierung der Finanzen bescheinigt.
Als Gegenleistung für das 78 Milliarden Euro schwere Hilfspaket muss Portugal dieses Jahr das Haushaltsdefizit von 9,1 Prozent (2010) auf 5,9 Prozent senken. Bis 2015 will man das Minus sogar auf 0,5 Prozent herunterschrauben. Dazu will man das Privatisierungsprogramm beschleunigen, den Finanzsektor reformieren und den Bankensektor entschulden, Renten, Gehälter und das Arbeitslosengeld weiter kürzen, Steuern anheben und den Arbeitsmarkt flexibilisieren./er/DP/stb