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In Genf soll der Handel mit Kunststoffabfällen reguliert werden

In Mojokerto, Ostjava, Indonesien wird importierter Kunststoffmüll verbrannt. Keystone / Fully Handoko

Experten aus über 180 Ländern treffen sich in Genf, um zu diskutieren, wie der globale Handel mit rezyklierbaren Kunststoffen besser gesteuert werden kann. Marco Buletti, ein Umweltspezialist der Schweizer Regierung, ist zuversichtlich, dass eine Lösung in Reichweite ist.

Dieser Inhalt wurde am 01. Mai 2019 publiziert

Vom 29. April bis 10. Mai treffen sich in Genf die Vertragsstaaten des Basler ÜbereinkommensExterner Link. Es ist der wichtigste globale Vertrag zur Regelung des grenzüberschreitenden Transports gefährlicher Abfälle. Experten der Vertragsstaaten wollen sich über eine bessere Kontrolle des weltweiten Handels mit Kunststoffabfällen einigen.

Sollte ein für nächste Woche traktandierter Vorschlag Norwegens angenommen werden, müssten Exporteure von Kunststoffabfällen vorher eine Genehmigung des Einfuhrlandes einholen und diesem detaillierte Informationen über das Volumen und die Art der betreffenden Abfälle liefern.

Dreifach-TreffenExterner Link

Die vierzehnte Tagung der Konferenz der Vertragsparteien des Basler Übereinkommens findet in Genf parallel zur neunten Konferenz der Vertragsparteien des Rotterdamer Übereinkommens und zur neunten Tagung der Konferenz der Vertragsparteien des Stockholmer Übereinkommens statt. Wichtige Entscheidungen werden auch bei Elektronikschrott und gefährlichen Chemikalien erwartet.

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Marco BulettiExterner Link ist Leiter der Abteilung Abfall und Rohstoffe im Bundesamt für Umwelt (Bafu) und nimmt für die Schweiz an den Gesprächen in Genf teil.

swissinfo.ch: Warum braucht es eine internationale Lösung zur Regulierung des Handels mit Kunststoffabfällen?

Marco Buletti: In den letzten Jahren wurden grosse Mengen Kunststoffabfälle über Landesgrenzen transportiert. Man wusste dabei aber nie, um welche Art von Plastik es sich handelte. War es rezyklierbares Plastik? Wird es tatsächlich rezykliert oder war es nur Siedlungsabfall, der einfach exportiert und deponiert wird?

Weil China [2018] seine Grenzen dicht machte, suchten sich die Plastikabfall-Ströme neue Wege, und andere verletzliche Länder werden mit Plastikmüll überschwemmt – angeblich zum Recycling. Doch wir wissen nicht, ob sie über die Infrastruktur verfügen, und wir können auch nicht sicher sein, ob dieser Kunststoffabfall richtig kontrolliert wird.

swissinfo.ch: Erwarten Sie in den beiden nächsten Wochen einen definitiven Entscheid zum norwegischen Vorschlag?

M.B.: Ich habe das Gefühl, dass die Länder zu erkennen beginnen, dass Plastikmüll, der nicht umweltverträglich behandelt wird, zu einer weltweiten Gefahr wird. Wir können die Signale sehen. Schauen Sie sich die 130-150 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an, die sich bereits in den Ozeanen befinden, und die Millionen Tonnen, die jedes Jahr dazukommen.

Wir müssen wirklich etwas tun. Ich bin ziemlich sicher, dass es einen Entscheid zu diesem Thema geben wird. Falls nicht bei diesem Treffen, dann beim nächsten Mal. Denn die Signale sind mehr oder weniger positiv.

Kunststoff in der Schweiz

Laut dem Verband Swiss PlasticsExterner Link verbrauchen die Schweizerinnen und Schweizer etwa 800'000 Tonnen Plastik pro Jahr. Der Grossteil (80%) wird verbrannt und in Wärmeenergie und Strom umgewandelt.

Etwa 12%, hauptsächlich PET-Flaschen, werden rezykliert und 8% exportiert, grösstenteils nach Deutschland zum Recycling. Ein kleiner Teil der exportierten Schweizer Kunststoffabfälle landet in Südostasien.

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swissinfo.ch: Welchen Unterschied wird dieser Vorschlag für ein Land wie die Schweiz machen?

M.B.: Für die Schweiz wird er keinen grossen Unterschied machen. Wir haben bereits ein hoch entwickeltes Abfallmanagement-System. Wenn wir Plastik aus PET oder PE [Polyäthylen] sammeln, wissen wir, dass es rezykliert werden wird.

In der Schweiz gibt es viele kommunale Abfallverbrennungs-Anlagen, wo Kunststoff umweltgerecht behandelt wird und Energie und Wärme zurückgewonnen werden [siehe Infobox über Schweizer Kunststoffe].

International aber wird es einen Unterschied machen, da einige Länder mit Kunststoffimporten regelrecht überflutet werden, und die gleichen Länder produzieren selber auch enorme Mengen an Plastikmüll. Es fehlt ihnen jedoch an ausgeklügelten Abfallmanagement- und Sammelsystemen.

Ein Vorschlag, über den in Genf ein Beschluss gefällt werden soll, ist die Kontrolle des Handels mit Kunststoffabfällen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer neuen internationalen öffentlich-privaten Partnerschaft zur Lösung von Problemen mit Kunststoffabfällen. Ziel ist es, Massnahmen zu entwickeln wie Sensibilisierung, Informationsaustausch, Kapazitätsaufbau und Pilotprojekte.

Weltweiter Handel mit Kunststoffen

Die weltweite Kunststoffproduktion ist kontinuierlich auf 320 Millionen Tonnen pro Jahr angestiegen. Doch lediglich 9% davon werden rezykliert und 12% verbrannt.

Laut den Vereinten Nationen sind schätzungsweise 100 Millionen Tonnen Kunststoff in den Meeren und Ozeanen gelandet, 80-90% davon aus Quellen vom Festland.

China war der weltweit grösste Importeur von Kunststoffabfällen, bis es Anfang 2018 die Einfuhr verbot. Dies unterbrach den Handel mit über 7 Mio. Tonnen Kunststoffmüll pro Jahr im Umfang von rund 3,7 Mrd. Fr.

Gemäss einer aktuellen Studie der Global Alliance for Incinerator Alternatives (GAIA)Externer Link und von Greenpeace East AsiaExterner Link waren die Hauptexporteure von Kunststoffabfällen im vergangenen Jahr die Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland, Grossbritannien und Belgien.

Nach Chinas Importverbot wurden Kunststoffabfall-Importe in weniger regulierte Länder wie Malaysia, Vietnam und Thailand und dann nach Indonesien, Südkorea, Taiwan, Indien und in die Türkei umgeleitet.

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