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Pakistanische Delegation bei Taliban-Führer

Afghanische Flüchtlinge im Flüchtlingslager Jalozai in Pakistan am Montag. Keystone

Eine hochrangige Delegation aus Pakistan traf in der südafghanischen Stadt Kandahar mit dem Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar zusammen. Die Pakistani versuchten offensichtlich ohne grossen Erfolg, das Taliban-Regime in Afghanistan zur Auslieferung des gesuchten Top-Terroristen Osama bin Laden zu bewegen. Er gilt als mutmasslicher Drahtzieher hinter den Terrorakten in den USA. In Afghanistan sind derzeit unzählige Menschen aus Angst vor einem westlichen Militärschlag auf der Flucht.

Dieser Inhalt wurde am 17. September 2001 publiziert

«Das Treffen ist beendet», zitierte die private afghanische Nachrichtenagentur AIP einen ungenannten Taliban-Sprecher nach dem dreistündigen Gespräch. «Einzelheiten werden wir später mitteilen.» Inzwischen gab es Gerüchte über Truppen-Bewegungen beidseits der afghanisch-pakistanischen Grenze.

Die pakistanische Botschafterin in den USA, Maleeha Lodhi, hatte am Sonntag erklärt, Pakistan wolle das Taliban-Regime drängen, den wegen Terrorismus gesuchten Osama Bin Laden an die USA auszuliefern. Bislang haben die Taliban eine Auslieferung strikt abgelehnt.

Druck auf Taliban

Die Delegation sprach auch mit Aussenminister Wakil Mutawakil und wollte später nach Kabul fliegen, um dort den amtierenden Ministerpräsidenten Mohammed Hasan zu treffen. Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen hat die pakistanische Abordnung den Taliban-Vertretern ein Ultimatum der USA übergeben, Osama Bin Laden auszuliefern.

Nach Angaben eines pakistanischen Offiziers hat Pakistan Truppen-Einheiten an der Grenze zum Nachbarland stationiert. Ähnliche Schritte soll auch das Taliban-Regime veranlasst haben. Nach Angaben aus Militärkreisen in Islamabad sollen 20'000 bis 25'000 Mann an der Grenze stationiert worden sein.

Das radikalislamische Regime hatte bereits Ende der Woche seinen Nachbarländern mit Krieg gedroht, falls sie einen Militärschlag der USA unterstützen.

Gewaltige Flüchtlingsströme

Die Lage der Flüchtlinge in Afghanistan war am Montag angesichts eines befürchteten militärischen Angriffs der USA auf das Land unübersichtlich. Ein Sprecher des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Genf sagte, man habe keine Zahlen. Die Flüchtlingsströme seien aber wohl gewaltig. So sei etwa die südafghanischen Stadt Kandahar, in der die Taliban-Führung sitzt, «halb leer».

Auch aus Kabul und Dschalalabad würde von großen Flüchtlingsströmen berichtet, sagte der Sprecher. Die meisten flüchteten offenbar auf das Land zu Verwandten. Das UNHCR hat wie alle UNO-Organisationen seine offiziellen Mitarbeiter aus Afghanistan abgezogen. Es stützt sich bei seinen Angaben auf lokale Informanten.

In Pakistan regt sich Widerstand

Die pakistanische Regierung muss mit Widerstand rechnen, nachdem die Regierung die Bereitschaft signalisiert hat, die USA in ihrem Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu unterstützen.

Der neu gebildete «Rat für die Verteidigung von Afghanistan und Pakistan», dem zahlreiche Moslem-Parteien angehören, kündigte landesweite Proteste und Streiks gegen den Regierungskurs an.

Bei einem Treffen in Lahore betonten die Mitglieder, jeder US-Angriff auf Afghanistan werde von ihnen als Angriff auf Pakistan angesehen. Die bürgerlichen Parteien des Landes unterstützen hingegen den Kurs von Präsident Pervez Musharraf.

US-Geheimdienstler in Pakistan

In Islamabad nahmen US-Experten Beratungen mit dem pakistanischen Geheimdienst über einen möglichen amerikanischen Militäreinsatz gegen Afghanistan auf. 35 US-Spezialisten stünden bereits in Verhandlungen mit den Sicherheitsdiensten, verlautete am Montag aus dem Umfeld des pakistanischen Geheimdienstes. Einige der US-Spezialisten befänden sich mittlerweile in den Grenzstädten Quetta im Südwesten und Peshewar im Nordwesten des Landes.

Noch rund 200 Schweizer in Pakistan

In Pakistan befinden sich noch rund 200 Schweizerinnen und Schweizer. Sie halten sich alle in der Hauptstadt Islamabad auf, wie der Sprecher des Schweizer Aussenministeriums (EDA) Ruedi Christen am Montag sagte. In Afghanistan befänden sich hingegen keine Schweizer mehr. Von Reisen nach Pakistan wird abgeraten.

swissinfo und Agenturen

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