Nuklear-Fachleute: Ohne Kernenergie geht es nicht
Die nachhaltige Entwicklung der Schweiz ist laut einer Studie von Kernfachleuten nicht ohne Atomenergie möglich. Die Schweiz müsse innert zehn Jahren entscheiden, ob sie Stromimporte oder ein neues Atomkraftwerk wolle.
Die Studie der Schweizerischen Gesellschaft der Kernfachleute (SGK) kommt zum Schluss, es sei illusorisch, den nuklear erzeugten Stromanteil der Schweiz von durchschnittlich 40 Prozent pro Jahr allein durch Einsparungen wett zu machen.
Das Gebot einer nachhaltigen Entwicklung bedeute für die Schweiz, dass sie einerseits den Energie- und Stromverbrauch nach Möglichkeit senke, heisst es in der am Freitag (05.05.) veröffentlichten Studie. Andererseits gelte es die heutige Zusammensetzung der Energieerzeugung beizubehalten.
Das heisse, dass die bestehenden Atomkraftwerke in Betrieb gehalten werden müssten, soweit dies technisch und wirtschaftlich vertretbar sei. Die Schweiz werde in den nächsten zehn Jahren zudem entscheiden müssen, ob sie Strom importieren wolle oder im eigenen Land ein Kernkrafwerk neuer Qualität zulasse. Der Umstieg auf fossile Energieträger stehe mit dem Gebot der Nachhaltigkeit nicht im Einklang.
Der weltweite Verzicht auf die Atomenergie würde den Ausstoss von CO2 um rund acht Prozent erhöhen, heisst es weiter. Dies widerspreche der angestrebten Stabilisierung oder gar Reduzierung dieser klimarelevanten Emissionen. Laut SGK-Präsident Peter Hirt kann für eine ziemlich lange Übergangsphase auf keinen der heute eingesetzten Energieträger verzichtet werden, wenn es darum geht, den Energiehunger der Welt zu stillen.
Die Kernenergie habe neben Erdöl, Erdgas, "sauberer" Kohle und Wasser eine entscheidende Rolle zu spielen, bis die erneuerbaren Energien technisch reif seien. Die Idealisierung von Sonnenenergie und die Verteufelung von Kernenergie sei weder wissenschaftlich haltbar noch gesellschaftlich gerechtfertigt.
Die Studie im Auftrag der SGK sei eine Zusammenfassung des gegenwärtigen Stands der Technik, sagte der SGK-Projektverantwortliche Jean-Francois Dupont. Die Arbeit ermögliche es auch nicht spezialisierten Lesern eine eigene Meinung zu bilden. Die Untersuchung wurde von vier Fachleuten der ETH Lausanne und Zürich sowie des Paul Scherrer Instituts gemacht.
swissinfo und Agenturen

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