NEWS/Mindestens 17 Tote nach Doppelanschlag in Oslo (3.Zus)
(Meldung durchgehend aktualisiert)
Oslo (awp/sda/dpa/dapd/afp/rtd) - Ein Doppelanschlag hat am Freitag die norwegische Hauptstadt Oslo erschüttert. Bei einem Bombenanschlag im Regierungsviertel kamen nach Polizeiangaben mindestens sieben Menschen ums Leben. Ein Mann erschoss zudem an einem Parteitreffen nahe Oslo zehn Menschen.
Eine heftige Explosion verwüstete am Freitag gegen 15.30 Uhr mehrere Gebäude im Osloer Regierungsviertel. Darunter war auch das Gebäude, in dem sich das Büro des norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg befindet. Der Regierungschef wurde aber nicht verletzt.
"Die Situation ist sehr ernst", sagte Stoltenberg in einem Telefongespräch mit dem norwegischen TV-Sender TV2. Zugleich sei es aber zu früh, um von einem Terroranschlag zu sprechen. Er versicherte, dass alle Minister seines Kabinetts unversehrt seien.
Die Polizei bezifferte die Zahl der Toten am Freitagabend auf mindestens sieben. Zwei Personen wurden schwer verletzt, dutzende weitere mussten mit Wunden behandelt werden. Laut Medienberichten könnten sich in den Gebäuden noch weitere Tote befinden.
Nur wenige Stunden nach der Explosion im Zentrum kam es auf der Insel Utoya ausserhalb von Oslo zu einem zweiten Angriff, bei dem es ebenfalls Todesopfer gab. Ein als Polizist verkleideter Mann eröffnete in einem Jugendlager der Arbeiterpartei von Ministerpräsident Stoltenberg das Feuer.
Zehn Menschen seien dabei umgekommen und mehrere verletzt worden, sagte der Osloer Polizeichef am späten Freitagabend. Die Polizei identifizierte den vermutlichen Täter, machte aber keine Angaben zu ihm. Nicht klar ist, welche Waffen er benutzt hat oder ob er bei den Anschlägen alleine gehandelt habe. Die Polizei geht davon aus, dass die Anschläge miteinander in Verbindung stehen.
Ministerpräsident Stoltenberg sollte am Samstag das Jugendcamp seiner Partei mit rund 700 Teilnehmern besuchen. Für Freitag war ein Auftritt der früheren Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland geplant.
Unklar blieb der Hintergrund der Anschläge. Die Polizei äusserte die Vermutung, dass die Bombe im Zentrum Oslos in einem Auto versteckt gewesen sei.
Die Zeitung "Dagbladet" berichtete online, die Ermittler gingen davon aus, dass das Öl- und Energieministerium (OED) das Ziel des Attentats gewesen sei. Das Gebäude geriet in Brand. Mehrere Gebäude in Oslos Innenstadt wurden nach der Explosion geräumt.
Die Polizei befürchtete, dass noch weitere Bomben hochgehen könnten und rief deshalb die Bevölkerung zum Verlassen der Innenstadt auf. Im Zentrum bezogen am Freitagabend Soldaten Stellung.
Die heftige Explosion hinterliess grossflächig Verwüstung, wie Fernsehbilder zeigten. Mehrere Hausfassaden wurden zerstört, Fensterscheiben barsten. Der Boden war mit Glassplittern und Trümmerteilen übersät und es stieg Rauch auf. Metall und Trümmerteile wurden über hunderte Meter verstreut.
Sanitäter kümmerten sich um Verletzte auf dem Trottoir. Rettungskräfte brachten eine Frau in Sicherheit, deren blondes Haar blutverschmiert war. Passanten beugten sich über Verletzte und leisteten ebenfalls Erste Hilfe.
Die Europäische Union und die NATO haben den Bombenanschlag in Oslo scharf verurteilt. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso erklärte, er sei aufs Äusserste schockiert. Ein Anschlag solchen Ausmasses sei nichts, was man in Norwegen erwarten würde.
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach von einer "abscheulichen Tat". Norwegen ist mit etwa 400 Soldaten im internationalen Militäreinsatz in Afghanistan beteiligt. Auch in Libyen ist Norwegen im Einsatz.
US-Präsident Barack Obama drückte dem Land sein Beileid aus und bot der norwegischen Regierung "jede Unterstützung" bei den Ermittlungen an. "Es ist eine Mahnung, dass die gesamte internationale Gemeinschaft dazu beitragen muss, dass solch ein Terrorakt nicht passiert."
mk