Neue globale Kapital-Richtlinien für Banker
Die wichtigsten internationalen Bankenaufsichtsgremien haben sich in Basel auf neue Eigenkapitalregeln für Banken geeinigt.
Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht will das so genannte Basel-II-Abkommen, die Richtlinien zur Absicherung von Kreditrisiken, ab Ende 2006 in Kraft setzen.
Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht will mit Basel II die Stabilität des Banken-Systems verbessern, die Wettbewerbsgleichheit unter den Banken fördern und die Transparenz erhöhen.
Laut den neuen Regeln sollen sich die Banken zur Absicherung von Krediten mit Eigenkapital künftig stärker an den individuellen Ausfallrisiken ihrer kreditnehmenden Kunden orientieren, statt wie bisher alle Ausleihungen pauschal mit 8% Eigenkapital zu unterlegen.
Künftig orientiert sich die Eigenmittelunterlegung von Kreditrisiken vor allem an drei Faktoren: Erstens an der Kategorie des Kreditnehmers (zum Beispiel KMU, Privatpersonen, öffentlich-rechtliche Institutionen, Banken), zweitens an seinem Rating und schliesslich an den eingebrachten Sicherheiten.
Somit müssen Kunden mit geringer Kreditwürdigkeit höhere Zinsen zahlen als solche mit hoher Bonität.
Meilenstein für Banken-Welt
Robert Motyka, Bankenanalyst der UBS, begrüsst die Einigung der Aufseher: "Das ist ein Meilenstein für die internationale Bankenwelt und wird deutliche Auswirkungen auf die Branche in den kommenden Jahren haben".
Basel II gilt für die Kreditwirtschaft in nahezu allen Ländern der Erde. Die Richtlinien müssen nun in nationale Regelungen umgesetzt werden. Dabei wird auch entschieden, ob die Regeln auf alle Banken oder nur auf die grössten – wie in den USA – angewandt werden.
Die EU-Kommission wird im Juli erstmals einen Entwurf für die EU-Gesetzgebung vorlegen.
Einführung nicht überall gleichzeitig
Gemäss der Einigung könnten die grössten internationalen Banken mit der Anwendung des komplexen Regelwerks bis Ende 2007 warten, während für andere die Vorschriften wie bisher geplant bereits ab Ende 2006 gelten sollen.
Der spätere Termin kommt vor allem den amerikanischen Banken und ihren Aufsichtsorganen entgegen, die im Vorfeld bereits den frühen Termin in Frage gestellt hatten. Analysten bemängeln, dass die Regeln nun nicht überall gleichzeitig eingeführt würden.
Basler Akkord veraltet
Die internationalen Bankenaufseher von Aufsichtbehörden und Zentralbanken arbeiten in dem Gremium der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich seit mehr als fünf Jahren an dem neuen Regelwerk.
Endgültig verabschiedet und beschlossen werden soll das neue Regelwerk Ende Juni.
Die neuen Eigenkapitalregeln sollen das geltende Abkommen, den Basler Akkord aus dem Jahr 1988 ersetzen, das als nicht mehr zeitgemäss gilt. Basel II führe für das Risikomanagement einen weitaus verständlicheren Handlungsrahmen als bislang ein, erklärte Jaime Caruana, Chef der spanischen Zentralbank und Vorsitzender des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht.
swissinfo und Agenturen
Fakten
Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht wurde Ende 1974 gegründet.
Das Sekretariat des Komitees wird von der Bank für internationelen Zahlungsausgleich in Basel zur Verfügung gestellt.
Die Gespräche zu Basel II begannen 1998.

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