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Nationalbank senkt Leitzinsen

Die Nationalbank stützt die Wirtschaft mit einem überraschenden Zinssignal. Keystone

Im Einklang mit den USA und der Europäischen Zentralbank hat die Schweizerische Nationalbank am Montag ihre Geldpolitik gelockert. Sie gab eine Senkung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte bekannt. Erste Reaktionen fallen positiv aus.

Dieser Inhalt wurde am 17. September 2001 - 20:27 publiziert

Mit der Senkung des Zielbands für den Dreimonate-Libor auf 2,25 bis 3,25 % nahm die Nationalbank (SNB) am Montagabend einen Beschluss vorweg, der ursprünglich erst für Donnerstag geplant gewesen war.

SNB-Sprecher Werner Abegg sagte, der entsprechende Antrag sei bereits auf dem Tisch gewesen. Der Beschluss sei vorgezogen worden, weil an den Märkten eine Verunsicherung herrsche und die Nationalbank mit Zuwarten diese eher noch gefördert hätte. In diesem Sinne könne man sagen, dass ein Bezug zu den Terroranschlägen in den USA bestehe.

Auf die Frage, ob der Entscheid in Absprache mit der US-Notenbank und der EZB erfolgt sei, wies Abegg darauf hin, dass am Montag eine grössere Zinsrunde absehbar gewesen sei. "Und deshalb haben wir auch gehandelt", sagte er. Es handelt sich um die erste Leitzinssenkung seit dem 22. März, als die Nationalbank das Zielband um 0,25 Prozentpunkte zurückgenommen hatte.

Preisstabilität hierzulande nicht gefährdet

Laut Angaben der Nationalbank hat sich die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz zwar weiter verlangsamt, auch wenn sie sich im internationalen Vergleich bisher gut hält. Die Risiken im internationalen Umfeld hätten indessen stark zugenommen. Dadurch sei auch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der Schweiz grösser geworden.

Die Notenbank hält das neue Zinsniveau für angemessen, um mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten und der Wirtschaft ein ausgeglichenes Wachstum zu ermöglichen. Die Risiken für die weltwirtschaftliche Entwicklung schätzt die Notenbank zurzeit dagegen als erheblich ein: Eine Rezession in den USA oder eine nachhaltige Abwertung des Dollars könnten eine deflatorische Wirkung auf Europa und die Schweiz ausüben. In einem solchen Fall müsste der geldpolitische Kurs überprüft werden.

BIP-Wachstum von 2% im zweiten Quartal

Die Notenbank gab zudem bekannt, dass die schweizerische Wirtschaft im zweiten Quartel gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,% gewachsen ist. Das Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) gegenüber dem Vorquartal lag bei 1,7%, verglichen mit 2% im ersten Quartal. Mit diesen Angaben nahm die Notenbank Daten vorweg, die erst am kommenden Mittwoch vom Staatssekretariat für Wirtschaft hätten veröffentlicht werden sollen.

Die Nationalbank bestätigte im weiteren ihre im Juni gemachte Inflationsprognose, nach der die Teuerungsrate in den nächsten drei Jahren deutlich unter 2% bleiben sollte.

Positive Reaktionen

Die Leitzinssenkung der Nationalbank ist auf positives Echo gestossen. Der Spitzenverband der Schweizer Wirtschaft, economiesuisse, und der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) haben den Schritt begrüsst. Es sei wichtig, eine zu starke Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro zu verhindern, sagte SGB-Zentralsekretär Serge Gaillard.

Die gemeinsame Aktion mache Sinn, um allfälligen Spekulationen auf den Finanzmärkten entgegenzutreten, sagte Anja Hochberg, Analystin der Weltwirtschaft der Crédit Suisse. Für Hanspeter Hausheer, leitender Ökonom der UBS Wartburg, ist auch das Ausmass der Senkung in der Höhe eines halben Prozentpunktes richtig.

Die Verbände von Mietern und Hauseigentümern rechnen nun mit weiter fallenden Hypothekarzinsen. Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth wollte jedoch in einem Interview mit der Tagesschau des Deutschschweizer Fernsehens keine explizite Aufforderung an die Banken zur Senkung der Hypothekarzinsen abgeben. Roth erhofft sich eine beruhigende Wirkung für die Devisenmärkte, wo der Franken seit den Terroranschlägen stark gestiegen ist und damit den Schweizer Franken verteuerte.

Schweizer Börse im Plus

Auf die Wiederaufnahme des Handels in New York reagierte der Swiss Market Index (SMI) mit extremen Kursschwankungen. Innerhalb einer halben Stunden pendelte der Kurs zwischen einem Minus von 0,4 % und einem Plus von 0,8 % mehrmals hin und her. Zum Börsenschluss war der SMI aber auf 5'803 Punkte geklettert, was einem Plus von 3,1 % entsprach.

Auch FED und EZB senken Leitzinsen

Vor der Nationalbank hatte die US-Notenbank Fed die Leitzinsen überraschend um 50 Basispunkte gesenkt um damit somit den Kurssturz der Börsen abzufedern.

Die Fed begründete den Schritt nach den Terroranschlägen mit dem Risiko für eine schwächere US-Wirtschaft. Ausserdem wolle die Fed die Märkte weiterhin mit "ungewöhnlich hoher" Liquidität versorgen.

Die europäische Zentralbank (EZB) senkte kurz darauf aus den gleichen Gründen ihre Leitzinsen in der Euro-Zone ebenfalls um 50 Basispunkte. Auch die kanadische Notenbank senkte ihre Leitzinsen um ein halbes Prozent.

swissinfo und Agenturen

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