1798-1815: Fakten und Bilder
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Januar 1798: die Invasion Nach der Invasion in Norditalien und den Vorstössen auf die deutschen Gebiete besetzen die Truppen des revolutionären Frankreich 1798 auch die Schweiz. Ende Januar beginnen sie ihren Marsch von Westen nach Osten. Die schlecht organisierten Bundestruppen sind nicht fähig, ihnen effektiven Widerstand entgegen zu setzen. Am 2. März kapitulieren Solothurn und Freiburg. Drei Tage später erreichen die Franzosen Bern, das den Kampf gegen den übermächtigen Gegner praktisch ohne Unterstützung aus den anderen Orten aufnehmen muss. Die Berner siegen bei Neuenegg im Südwesten der Stadt. Nach den Niederlagen im Nordosten - bei Fraubrunnen und Grauholz - bricht die Verteidigung jedoch zusammen. In diesem kolorierten Druck ist der Sieg der Eidgenossen bei Neuenegg verewigt. (Bild: Chronik der Schweiz, Ex Libris, 1987) swissinfo.ch -
März 1798: die Helvetische Republik Die Invasionstruppen drängen auf die Bildung einer Helvetischen Republik. Der neue zentralistische Staat ist vom französischen Revolutionsmodell inspiriert. Die vorher unabhängigen Orte - in der Alten Eidgenossenschaft in einem lockeren Staatenbund vereinigt - werden nach französischer Façon zu "Kantonen". Die Grenzen dieser administrativen Einheiten werden neu gezogen. Zum ersten Mal erhält die Schweiz eine einheitliche Flagge in den Farben gelb, rot und grün. (Bild: Die Schweizer Fahne. CH-Chronik, Zeitreise, 1998) swissinfo.ch -
April 1798: die neue Verfassung Am 4. April 1798 kommen die Abgeordneten - in der Mehrheit den Idealen der Aufklärung verpflichtet - in der neuen Hauptstadt Aarau zusammen, um das erste vereinte Parlament zu bestimmen. Am 12. April wird offiziell die "Eine und Unteilbare Helvetische Republik" ausgerufen. Im Parlament in Aarau sind 121 Abgeordnete aus zehn Kantonen vertreten. Die "Nationalversammlung" entwirft die erste moderne Verfassung der Schweizer Geschichte. Die neue Regierung besteht aus fünf "Direktoren". Auch die Gewaltentrennung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative wird eingeführt. Die Kantone der Zentralschweiz sperren sich zunächst gegen das neue Projekt. Doch die Vorstösse der französischen Truppen führen zu einem mehr oder weniger erzwungenen Anschluss der Gebiete an die "Schwesterrepublik" der französischen Nation. (Bild: Gravur von Jean-Nicolas Lörtscher (1741-1814) aus CH-Chronik, Zeitreise, 1998) swissinfo.ch -
Frühling 1798: neue Kantone Die Grundsätze der Schweizer "Jakobiner" sind dieselben wie die der Französischen Revolution: Freiheit und Gleichheit. Die aristokratischen Regierungen werden aufgehoben und die Untertanenverhältnisse abgeschafft. Mit der Helvetischen Republik entstehen einige neue, unabhängige Kantone. Diese Emanzipation wird in der Folge nie mehr in Frage gestellt. Zu den Mitteln der republikanischen Propaganda gehören die auf vielen Plätzen errichteten Freiheitsbäume. Auch Mythen wie Wilhelm Tell, welche Aufruhr gegen die Macht symbolisieren, werden aufgefrischt, um die Tugenden des neuen Systems zu verbreiten. Auf diesem Bild sieht man ein besonders originelles Mittel der Verbreitung demokratischer Ideen: Spielkarten. (Bild: CH-Chronik, Reise in die Zeit, 1998) swissinfo.ch -
Sommer 1798: die Probleme Die neue Organisation betrifft nur eine kleine aufklärerische Elite. Ungeachtet des idealistischen Elans erweist sich die Umwälzung einer säkularen Ordung als schwieriges Unternehmen. In vielen Fällen obliegt es den Besatzungstruppen und später den helvetischen Truppen selbst, die Änderungen durchzusetzen. Die Schweiz ist nicht Frankreich. Trotz der bestehenden Abhängigkeits-Verhältnisse drängt sich zur Lösung der sozialen Konflikte keine gewaltsame Revolte auf. Den Gemeinden, die auf lokaler Ebene an praktisch vollständige Autonomie gewohnt sind, widerstrebt es, die neuen Vorschriften anzuwenden und die Befehle der neuen Zentralregierung auszuführen. Dieses Bild vom Kanton Appenzell stellt die Strafexpedition einer Militäreinheit auf dem Platz von Hundwil 1798 dar. (Bild: Ernst Hohl, Bauernmalerei um den Säntis, Offizin 1994) swissinfo.ch -
1799-1800: die Krise Im Jahr 1800 ist das republikanische Projekt praktisch am Ende, ohne wirklich realisiert worden zu sein. In zahlreichen Regionen haben Aufstände wieder die alten Regimes an die Macht gebracht. Auch interne Zwiste unter den Befürwortern der modernen Demokratie schwächen die Regierung. Die Schweiz stürzt ins Chaos. Europa ist im Krieg, und das Schweizer Territorium wird Schlachtfeld für Zusammenstösse zwischen Frankreich und der monarchischen Koalition. Einzig die Intervention des neuen starken Mannes aus Paris, Napoleon Bonaparte, macht es möglich, wieder ein Gleichgewicht zwischen Tradition und Revolution zu finden. Diese Karikatur aus der damaligen Zeit zeigt Napoleon als fähigen Vermittler in der Walliser Frage. (Bild: Histoire de la Suisse, Fragnière, Fribourg 1984) swissinfo.ch -
Februar 1803: die Mediation Napoleon Bonaparte diktiert den Schweizer Delegierten in Paris die Mediationsakte. Mit diesem Verfassungswerk vom 19. Februar 1803 erweist sich Napoleon als vorzüglicher Kenner der Bedürfnisse der Schweiz, die er allerdings besonders dort wahrt, wo sie sich mit den Interessen Frankreichs decken. Die Mediationsakte gibt den Kantonen grosse Autonomie und nimmt damit auf die historisch gewachsenen föderalistischen Strukturen der Eidgenossenschaft wieder mehr Rücksicht. Das Land erhält als politisches Zentrum einen "Landammann", der allerdings wenig mehr ist, als der Empfänger für die Befehle aus Paris. Die politische Gleichberechtigung, die individuellen Rechte und die Handels- und Niederlassungsfreiheit bleiben erhalten. (Reproduktion der von Bonaparte und den Schweizer Delegierten unterzeichneten Mediationsakte. CH-Chronik, Reise in die Zeit, 1998) swissinfo.ch -
1803-1813: Der Tribut der Freiheit Die zehn Jahre der Mediation sind nicht nur leicht für das Land, auch wenn der Friede gewährleistet und die internen Spannungen abgebaut sind. Einerseits sichert das Abkommen den 19 Kantonen ihre Unabhängigkeit zu, anderseits auferlegt es happige Abgaben und die Pflicht, 16'000 Soldaten zu stellen, um den expansionistischen Kurs Frankreichs zu stützen. Der Druck zeigt Soldaten, die sich für die Abreise an die Front bereit machen. Die Rolle der Schweizer bei der Schlacht an der Beresina geht als berühmte Heldentat in die Geschichte ein: Schweizer Soldaten decken zwischen dem 26. und dem 28. November 1812 unter gewaltigem Blutzoll den französischen Rückzug aus Russland. (Bild: CH-Chronik, Reise in die Zeit, 1998) swissinfo.ch -
Winter 1813: Der Niedergang Napoleons Während der Stern Napoleons verblasst, kommt auch die von ihm geschaffene Ordnung in Europa ins Wanken. Am 29. Dezember 1813 proklamieren die Abgeordneten von zehn Kantonen das Ende der Mediation und unterzeichnen einen neuen Vertrag. Das Dokument übernimmt die Abmachungen gegenseitiger Hilfe der alten Konföderation. Die neuen Kantone St. Gallen, Aargau, Waadt und Thurgau schliessen sich unverzüglich dem neuen Bund an, aus Furcht, die nach 1798 erworbenen Rechte zu verlieren. Die anderen Kantone protestieren. Ein Jahr später, im September 1814, billigt das Parlament den Beitritt von drei weiteren Kantonen zur Eidgenossenschaft: Wallis, Genf und Neuenburg. Am 1. Juni 1814 marschieren die eidgenössischen Truppen unter grossem Applaus der Bevölkerung in Genf ein. (Gemälde von F. Dufaux. CH-Chronik, Reise in die Zeit, 1998) swissinfo.ch -
1815: der Bundesvertrag Im März 1815 versammeln sich die Mächte, die das napoleonische Frankreich besiegt haben, in Wien. Der Kongress legt auch die politischen Grenzen der Schweiz fest, ohne jedoch Graubünden die 1797 verlorenen Gebiete zurück zu erstatten. Der "Bundesvertrag" bildet in stark restaurativem Geist eine eidgenössische Konföderation von 22 Kantonen. Die Gleichstellung aller Bürger wird faktisch aufgehoben. Untertanengebiete gibt es aber auch in Zukunft keine mehr. Die Zeichnung dieses Dokuments stellt eine romantische und patriotische Allegorie der Helvetia dar: umgeben von Wilhelm Tell und Arnold von Winkelried, der sich gemäss mythologischer Geschichtsschreibung 1386 in der Schlacht von Sempach gegen die Truppen Leopolds von Österreich opferte. (Bild: CH-Chronik, Reise in die Zeit, 1998) swissinfo.ch -
Nach 1815: die Suche nach der Identität Die Schweiz bleibt vorderhand ein Land mit einem ungenauen Staatswesen: Es gibt weder eine sprachliche noch eine konfessionelle Einheit. Auch fehlt eine vorherrschende politische Identität. Die Einheit in der Vielfalt wird auf diesem Bild von ungefähr 1820 dargestellt. Die Wappen der verschiedenen Kantone bilden eine Kette vor der roten Fahne mit dem weissen Kreuz. Die Volkstrachten der gezeigten Frauen versinnbildlichen sowohl Harmonie als auch kulturelle Vielfalt. (Malerei auf Holz, Bild aus: Ticino 1798-1998) swissinfo.ch
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