Mühlemann im Visier
An der Generalversammlung der Credit Suisse Group haben Aktionäre die Konzernspitze und Firmenchef Lukas Mühlemann scharf kritisiert.
Entgegen allen Behauptungen der Konzernleitung stehe bei der Credit Suisse Group (CSG) nicht alles zum Besten, kritisierte der Präsident der Schutzvereinigung Schweizer Anleger (SVSA), Hans-Jacob Heitz, der an der Generalversammlung vom Freitag gemäss eigenen Angaben 200 Personen vertrat.
Insgesamt waren 2721 Aktionäre ins Zürcher Hallenstadion gekommen. Sie kontrollieren 32% der stimmberechtigten Aktien.
Lange Liste von Vorwürfen
Es habe eine Reihe von Fehlleistungen gegeben, sagte Heitz. Diese reichten von den schlechten Zahlen der Investmentbank CS First Boston und der Versicherung Winterthur über den Flop bei der übernommenen US-Bank DLJ bis zum Debakel bei Enron. Beim in die Schlagzeilen geratenen argentinischen Banco General de Negocios (BGN) sei wohl das Länderrisiko vergessen gegangen.
Die Fehlleistungen schlügen sich im Aktienkurs nieder: Er sei so miserabel wie bei kaum einer anderen Bank, sagte Heitz.
Mühlemann: CSG nicht krank
CSG-Chef Lukas Mühlemann gestand ein, dass die Kurs-Performance der Aktie in den letzten beiden Jahren nicht gut gewesen sei. Krank sei die CSG deswegen jedoch keineswegs.
Die Grossbank habe einige Probleme gehabt, zu denen man stehe. Es seien aber Gegenmassnahmen eingeleitet worden, und man befinde sich inzwischen wieder auf Kurs.
Gemäss den von Mühlemann präsentierten Zahlen sank der Reingewinn im letzten Jahr um 73% auf 1,59 Mrd. Franken. Der Nettozufluss an Neugeldern betrug 66,4 Mio. Franken. Die verwalteten Vermögen erhöhten sich um 2,4% auf 1,4 Bio. Franken.
135,5 Millionen für Konzernspitze
Mühlemann äusserte sich an der Generalversammlung auch zu den Salären auf den Teppichetagen: Im letzten Jahr hätten die Gruppen-Geschäftsleitung und weitere Führungskräfte der Gruppe 135,5 Mio. Franken als Entschädigung erhalten. Für die 28 Mitglieder seien dies pro Person durchschnittlich rund 21% weniger als im Vorjahr.
Die Verwaltungsräte würden insgesamt 2,6 Mio. Franken beziehen, sagte Mühlemann. Die Vizepräsidenten hätten 400'000 Franken erhalten.
Seine eigenen Bezüge legte Mühlemann - im Gegensatz zu UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel - nicht offen.
Heitz: "Raubrittertum"
Dies stiess bei den Aktionären auf heftige Kritik. Heitz sprach von "Selbstbedienung", was an "modernes Raubrittertum" erinnere. Heitz beantragte die Abwahl des CSG-Chefs aus dem Verwaltungsrat, um ihn auf seine operative Funktion zurückzubinden.
Die Schweizerische Anlagestiftung Ethos fordert, dass der Verwaltungsratspräsident nicht der Geschäftsleitung angehört. Damit könne der Verwaltungsrat als Oberaufsicht seine Kontrollfunktionen gegenüber der Geschäftsleitung in "grösstmöglicher Unabhängigkeit" wahrnehmen, argumentiert die Stiftung.
Kritik auch ausserhalb der Generalversammlung
Die entwicklungspolitische Organisation Erklärung von Bern (EvB) und die AktionärInnen für nachhaltige Wirtschaft (Actares) erheben in einer Mitteilung schwere Vorwürfe gegen die CSG: Die Bank unterstütze das indonesische Zellstoff- und Papierunternehmen Asia Pulp and Paper und leiste damit der Zerstörung des dortigen Regenwaldes Vorschub.
swissinfo und Agenturen

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