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Mehr tun gegen die häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt: Ein Offizialdelikt, kein Kavaliersdelikt. swissinfo.ch

Frauen sind in der Schweiz nicht genügend gegen häusliche Gewalt geschützt. Diesen Vorwurf erhebt die Schweizer Sektion von Amnesty International.

Dieser Inhalt wurde am 24. November 2005 publiziert Minuten

In einer Kampagne fordert die Organisation eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen sowie mehr Engagement.

Amnesty International hat ihre Forderungen im Hinblick auf den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen vom 25. November erhoben. Der Kampf gegen die häusliche Gewalt wird auch im Mittelpunkt einer Kampagne im Jahr 2006 stehen.

"Die Schweiz tut zweifelsohne etwas gegen die häusliche Gewalt, aber sie befindet sich im Vergleich mit andern Ländern lediglich im Mittelfeld. Und das ist nicht gut genug", erklärt Amnesty-Sprecherin Stella Jegher im Gespräch mit swissinfo.

Geld ist gut investiert

"Es gibt zwar kantonale Regelungen, welche gewalttätige Männer per Wegweisungsrecht vom ehelichen Haus abhalten und auf nationaler Ebene sind gesetzliche Verbesserungen zum Schutz der Frauen in Vorbereitung. Aber andere Länder wie Spanien oder Österreich sind da viel weiter."

Ein Probleme sei der Bettenmangel in den Frauenhäusern. Der Europarat empfehle für die Schweiz 980 Betten, derzeit gebe es aber lediglich deren 189.

"Die Finanzierung der Frauenhäuser scheint eine tiefe Priorität zu haben, doch handelt es sich dabei um gut investiertes Geld", unterstreicht Jegher. "Es ist schwierig, die genauen Kosten der häuslichen Gewalt zu beziffern, aber Studien gehen davon aus, dass sie jährlich 400 Mio. ausmachen. Die meisten Kosten fallen im polizeilichen Bereich und in der Sozialhilfe an."

Trainingsprogramme

Jegher fordert mehr ausgebildete Sozialarbeiter, eine Sensibilisierung in den Schulen und soziale Trainingsprogramme für Täter. "Solche Programme können den Agressoren helfen, die Gründe für ihre Gewalt zu finden."

Gemäss einer vom Europarat durchgeführten Umfrage war in den Mitgliedländern, zu denen auch die Schweiz gehört, 1997 eine von fünf Frauen Opfer von physischer oder sexueller Gewalt in der Ehe oder Partnerschaft.

Genaue Zahlen zu nennen, bezeichnet Jegher als schwierig, da die offiziellen statistischen Erhebungen dieser Delikte erst vor kurzem begonnen haben.

Offizialdelikt

Monique Aeschbacher von der Fachstelle Gewalt im eidgenössischen Gleichstellungsbüro verweist auf die gesetzlichen Fortschritte der vergangenen Jahre. "Ich bin mit Amnesty einverstanden, dass wir mehr tun müssen, solange wir mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind", hält sie gegenüber swissinfo fest.

"Die finanziellen Probleme der öffentlichen Hand bedrohen zahlreiche gute Projekte", befürchtet Aeschbacher. "Die gesetzlichen Ansätze sind gut, aber es braucht noch seine Zeit, alles in die Praxis umzusetzen."

So ist häusliche Gewalt in der Schweiz seit dem 1. April 2004 ein Offizialdelikt und muss von Amtes wegen verfolgt werden. Zur Verfolgung der Täter braucht es keine Klage mehr.

swissinfo

In Kürze

Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen der UNO.

Eine internationale Kampagne fordert die Beseitigung aller Formen der Gewalt gegen Frauen.

Laut einer Studie der Weltgesundheits-Organisation in zehn Ländern (ohne die Schweiz) leidet eine von sechs Frauen unter häuslicher Gewalt.

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