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Lieber Freund, ich schreibe Dir...ein E-Mail

Die elektronische Post verdrängt die Briefpost. swissinfo.ch

Rasante technologische Entwicklung, wirtschaftliche Liberalisierung: Wie wird die Post der Zukunft aussehen?

Dieser Inhalt wurde am 29. Oktober 2002 - 13:29 publiziert

Diese Frage steht im Zentrum der dreitägigen (29.-31.10.) strategischen Konferenz des Weltpostvereins in Genf.

"Lieber Freund, ich schreibe Dir... "Bis vor wenigen Jahren war klar, dass man dies in Briefform tat. Heute, im Zeitalter der globalen Kommunikation, wird eine Nachricht, eine Mitteilung, ein "Brief" immer häufiger mit elektronischer Post verschickt.

Die neuen Kommunikations-Technologien verändern den Lebensstil der Leute. Unternehmen wie die Post müssen sich dieser Herausforderung stellen.

Parallel zur technologischen Entwicklung gesellt sich auch eine Marktsituation, die immer mehr in Richtung Liberalisierung geht. Die Post, traditionell ein Staatsbetrieb mit Monopolstellung, ist heute mit Konkurrenz konfrontiert.

Die Briefe werden überleben

Gemäss Untersuchungen des Weltpostvereins wird die Anzahl weltweit verschickter Briefe bis 2005 zwar um 2% zunehmen. Das heisst aber nicht, dass sich das physische Volumen der Korrespondenz massiv vermehrt. Denn der globale Kommunikations-Markt, dominiert von Internet und elektronischer Post, entwickelt sich viel schneller als der Post-Markt.

Diese Tendenz, gepaart mit der Liberalisierung, wird, zumindest in Europa und den USA, zu einer Abnahme der Briefpost führen. Das bedeutet indessen nicht, dass die Briefpost sterben wird. Gefühlvolle Mitteilungen, Liebeserklärungen werden auch heute noch lieber handschriftlich per Brief verschickt.

Ein Brief, der von Hand zu Hand geht, erzeugt - auch heute noch - einfach mehr Emotionen als ein E-Mail. Wir werden also weiterhin Briefpapier, Briefumschläge und Briefmarken brauchen...

Dank Internet: Mehr Pakete, weniger Briefe

Das Internet ist für die Post keine Bedrohung, sondern, im Gegenteil, eine Entwicklungs-Möglichkeit. "Wenn man Waren via Internet bestellt, werden die einem fast immer per Post zugeschickt", sagt Claude Defoundoux vom Weltpostverein, wo er zuständig ist für die strategische Planung.

Im Paket-Versand werde die Post von ihrer Erfahrung und jener ihrer Postboten und Briefträger profitieren. Ein Beruf übrigens, der alles andere als vom Aussterben bedroht sei, sagt Defoundoux gegenüber swissinfo.

Für die Post sei es wichtig, die neuen Technologien für eine Qualitätsverbesserung ihrer Dienste zu nutzen, ohne dabei die Kosten erhöhen zu müssen. Heute zum Beispiel sei es bereits möglich, die gute alte Briefmarke durch eine elektronische Frankatur zu ersetzen. Oder den Weg eines Paketes, eines eingeschriebenen Briefes online zu verfolgen.

Giganten und Zwerge: Die Kunden der Post

"Heute ist der Post-Kunde die ganze Gesellschaft: von der Einzelperson bis zum multinationalen Konzern", so Claude Defoundoux zu swissinfo. Die Post müsse sowohl für den traditionellen Einzelkunden wie auch für die gewichtigen Kunden wie Grossfirmen und Konzerne da sein, sagt er.

Bei den Schweizer Poststellen stammen lediglich 19% der Einnahmen von Privatpersonen und kleinen und mittleren Betrieben. Die restlichen 81% des Ertrages kommen von Grossbetrieben. Diese Zahlen gab jüngst der Verwaltungsrats-Präsident der Schweizer Post, Anton Mentha, bekannt.

Es ist eine weitere Herausforderung für die Post, die Bedürfnisse dieser beiden Kundensegmente zu befriedigen. Befürchtet wird allerdings, dass die harten Gesetze des Marktes zu einer Vernachlässigung der Interessen jener Kunden führen könnten, die wirtschaftlich weniger interessant sind.

Von gewerkschaftlicher Seite sieht man ganz klar, dass die Post heute marktgerecht denken muss. Doch - so Samuel König von der Gewerkschaft Kommunikation zu swissinfo - sollte die Post weiterhin ausnahmslos alle Regionen der Schweiz bedienen, "wenn nötig mit staatlicher Finanzhilfe".

swissinfo, Doris Lucini

(Übertragung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)

Fakten

1847: Gründung des Weltpostvereins in Bern, wo der Hauptsitz ist
1948: Postverein wird UNO-Agentur
189 Mitgliedländer
Aufgabe: Sicherung des weltweiten Postdienstes für alle

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In Kürze

Die strategische Konferenz des Weltpostvereins findet vom 29. bis 31. Oktober in Genf statt.

Die Hauptthemen:
Post-Märkte und Regulierung
Die Rolle der Post in der Informationsgesellschaft
New economy und soziale Dimension der Post

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In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

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