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Leben mit Alzheimer, aber ohne Diagnose

Zettel gegen das Vergessen: Ein Weg, den Alltag von Alzheimer-Patienten zu erleichtern. Keystone Archive

Zwei Drittel der Alzheimer-Kranken in der Schweiz wissen nicht um ihre Krankheit, so das Fazit einer Studie. Die Alzheimervereinigung spricht von alarmierenden Zuständen.

Dieser Inhalt wurde am 20. September 2004 - 16:45 publiziert

Als Sofortmassnahme startet im November ein nationales "Alzheimer-Telefon".

Am Dienstag ist Welt-Alzheimertag. Doch Grund zum Feiern gibt es keinen. Im Gegenteil: Die Situation rund um die 90'000 Alzheimer-Kranken in der Schweiz sei alarmierend, sagt die Schweizerische Alzheimervereinigung. Die Organisation stützt sich dabei auf eine Studie, die sie am Montag vorgestellt hat.

Demnach ist die Krankheit nur bei jedem dritten Alzheimer-Kranken ärztlich diagnostiziert, und nur jeder Vierte erhält eine medikamentöse Behandlung. Der Rest "lebt mit den Konsequenzen der Krankheit, ohne zu wissen, worum es sich handelt", so die Vereinigung.

Hohe Dunkelziffer

Sie rechnet mit einer "erschreckend hohen" Dunkelziffer. Grund dafür sei, dass Alzheimer in der Gesellschaft nach wie vor ein Tabuthema sei. Die oft unklare Situation sei eine grosse Belastung für Betroffene und deren Angehörige.

Laut der Studie leben drei von fünf Demenzkranken zu Hause. Bis zu zwei Drittel der pflegenden Angehörigen leiden selber an gesundheitlichen Problemen. Dies führt auch zu Problemen bei der Betreuung. So wüssten Spitex- Mitarbeitende oft nicht, dass die zu behandelnde Person demenzkrank ist. In Heimen werde "nur jeder sechste Demenzkranke seinen Bedürfnissen entsprechend" betreut.

Gemäss Untersuchung erhalten 6000 Alzheimer-Kranke überhaupt keine Unterstützung. Jährlich sind es in der Schweiz 21'000 Menschen, die neu an Alzheimer erkranken.

"Die Versorgung der Demenzkranken und deren Angehörigen in der Schweiz muss verbessert werden", fordert deshalb die Organisation. Gemäss dem Motto des Welt-Alzheimertags "Keine Zeit zu verlieren!" sei rasches Handeln nötig.

Schwerpunktprogramm

Zur Verbesserung der Situation stellte die Alzheimervereinigung ein Schwerpunktprogramm vor. In dessen Zentrum steht die Verbesserung der Früherkennung. "Denn ohne Diagnose gibt es keine Behandlung". Ein weiteres Ziel müsse sein, das Tabu um die Alzheimerkrankheit aufzubrechen.

Als Anlaufstelle für Ratsuchende soll ab November ein nationales "Alzheimer-Telefon" eingerichtet werden. Personen, die bei sich oder einem Menschen in ihrem Umfeld Anzeichen für eine Erkrankung feststellen, können sich telefonisch beraten oder weitervermitteln lassen.

Für die Studie befragte die Gesellschaft für praktische
Sozialforschung, das Forschungsinstitut gfs.bern, in der Schweiz 1169
Ärzte, 596 Heime und 324 Pflegedienste.

swissinfo und Agenturen

Fakten

In der Schweiz leiden knapp 90'000 Menschen an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz.
Jährlich werden 21'000 neue Erkrankungen festgestellt.
Unter Altersdemenz leiden 8% der über 65-Jährigen.

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In Kürze

Die Krankheit wurde erstmals 1907 beschrieben und nach dem Entdecker Alois Alzheimer benannt.

Die Krankheit besteht in einem Zerfall der Hirnkapazität, hervorgerufen durch eine fortschreitende Degeneration der Hirnzellen.

Alzheimer ist die vierthäufigste Todesursache in der Schweiz.

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