Leaderwechsel in der Vuelta: Abraham Olano neuer Gesamterster
Nach acht Tagen im Goldtrikot hat Alex Zülle am Sonntag (03.09.) als Vuelta-Leader abtreten müssen. Der Schweizer verlor beim 38-km-Zeitfahren von Tarragona 2:04 Minuten auf den Sieger Abraham Olano (Spanien), der gleichzeitig die Gesamtführung übernahm.
Obwohl Alex Zülle vor dem Start zum Zeitfahren noch einen zuversichtlichen Eindruck verbreitet hatte, bekundete er auf dem kurvenreichen Parcours inmitten von Tarragona von Beginn weg Mühe. Bereits bei der ersten Zwischenzeit nach 12,2 km lag der Ostschweizer 30 Sekunden hinter Olano zurück.
Bei der dritten Zeitabnahme nach 24 km war diese Marge auf bereits 1:11 Minuten angewachsen. Im Ziel hatte der Ostschweizer schliesslich gut zwei Minuten auf den Spanier eingebüsst, der auf allen Streckenabschnitten die Bestzeit aufstellte.
Damit verlor Zülle ausgerechnet in seiner Spezialdisziplin, in der er 1996 in Lugano Weltmeister geworden war, das Vuelta-Goldtrikot, das er gestern zum 47. Mal seiner Karriere trug.
Der Schweizer, der eine Woche zuvor in Malaga das Auftaktzeitfahren gewonnen hatte, fand am Ziel zu klaren Worten: "Ich bin von mir selbst enttäuscht. Von Beginn weg fand ich nie meinen Rhythmus. Ich konnte auch nie richtig die Kraft auf das Rennvelo übertragen. Gerade bei diesen vielen Kurven und den entsprechenden Beschleunigungsphasen wäre dies aber wichtig gewesen."
Der zweifache Vuelta-Sieger gibt aber die diesjährige Spanien-Rundfahrt noch lange nicht für verloren. "Ich hatte bloss einen schlechten Tag. Vielleicht hat dieser Rückfall auch was Gutes. Jetzt muss meine Mannschaft nicht mehr im Feld die Kontrolle übernehmen."
Im Gesamtklassement ist Zülle nun auf den dritten Platz zurückgefallen. Er liegt 55 Sekunden hinter dem neuen Leader Olano, dem Vuelta-Sieger von 1998, und 34 Sekunden hinter Angel Casero. Wenigstens konnte Zülle seine Position gegenüber dem Deutschen Jan Ullrich behaupten. Der Tour-de-France-Zweite hatte zwar nach 18 km wegen eines Vorderrad-Defekts rund 30 Sekunden verloren. Doch sein Rückstand im Ziel von 1:05 lässt darauf schliessen, dass auch Ullrich nicht seinen besten Tag erwischt hatte.
Die Überraschung des Tages gelang aber Roberto Heras, dem Etappensieger von Morella. Der momentan stärkste spanische Kletterer verlor lediglich 13 Sekunden auf Zülle und liegt in der Zwischenwertung nun 1:46 hinter dem Schweizer. Für viele Beobachter zählt Heras in den kommenden Bergetappen zum Geheimfavoriten, der sich in den Dreikampf zwischen Olano, Zülle und Ullrich einschalten könnte.
Oscar Camenzind (27.) ist neu zweitbester Schweizer im Gesamtklassement. Nach seinem 43. Platz in der Prüfung gegen die Uhr (3:43 zurück) hat der Schwyzer definitiv seine Absage für das olympische Zeitfahren bekanntgegeben.
Mit grosser Spannung werden die Pyrenäenetappen erwartet. Heute Montag (04.09.) erfolgt nach 165 km eine Bergankunft auf La Molina (1660 m), am Dienstag steht eine lediglich 136 km lange Zweipässefahrt mit anschliessender Bergankunft bei der andorranischen Skistat ion Arcalis (2230 m) auf dem Programm.
swissinfo und Agenturen

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