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Lausanner Forscher gegen Gehörlosigkeit

Forscher des Lausanner Universitätsspitals CHUV haben ein Mittel gefunden, frühzeitiges Zellensterben zu hemmen.

Dieser Inhalt wurde am 05. September 2002 - 13:15 publiziert

Damit könnte sich ihnen ein Weltmarkt von mehreren Milliarden Franken eröffnen.

"Der Kampf gegen die Gehörlosigkeit ist unser wichtigstes Programm, weil die Behandlung beim Tier gut funktioniert und der medizinische Bedarf gross ist", erklärt der Biologe Christophe Bonny. Der 37-jährige Waadtländer, Chef der Molekulargenetik am CHUV, ist einer der vier Gründer von Xigen, einem im Januar 2002 gegründeten Start-Up-Unternehmen.

Weltweit erleiden jährlich mehr als 300'000 Personen einen akkustischen Schock, der Hör-Probleme mit sich zieht. Aber auch gewisse Antibiotika oder Chemotherapien (gegen Krebs) können einen partiellen oder totalen Verlust des Gehörs zur Folge haben.

Dazu kommt die chronische Gehörlosigkeit. Ab dem Alter von 60 Jahren leiden 20 bis 25 Prozent aller Frauen und Männer an Gehöreinbussen, die als invalidisierend gelten. Bei beiden Krankheitstypen sind es laut Bonny die gleichen Zellen, die absterben.

Investoren gesucht

"Wir stehen kurz vor dem Ende der vorklinischen Phase und verhandeln mit mehreren Investoren", fügt der 37-jährige dänische Geschäftspartner Peter Harboe-Schmidt hinzu. Der frühere Geschäftsleiter von Modex Therapeutics ist auf die Lancierung von Biotechnologie-Start-Up-Unternehmen spezialisiert.

Benötigt werden rund 10 Mio. Franken, um die zweijährige klinische Phase zu starten. "Man spürt, dass die Investoren seit der Börsenkrise frostiger reagieren", sagt Harboe-Schmidt. Er vertraue trotzdem darauf, das Kapital zu finden, denn hinter der Gehörlosigkeit stehe ein Weltmarkt von mehreren Milliarden Franken.

Geboren wurde das Projekt in den Laboratorien des CHUV. 1999 identifizierten Wissenschaftler bei der Diabetes-Forschung ein Molekül, das ein Absterben der Insulin produzierenden Zellen verhindert. Dieses hat die Fähigkeit, das Enzym zu blockieren, das die Zerstörung der Zellen verursacht.

Chemisch herstellbar

Die Forschergruppe um Christophe Bonny wandelte das komplexe Protein in ein Heilmittel mit Marktpotential um. «Wir mussten nur noch den Hemmstoff in die Zelle einführen. Dazu haben wir einen Transporteur angepasst und chemisch an unsere Sequenz gekoppelt.»

"Der Stoff ist ein kleines Wunder", sagt Bonny begeistert. "Er dringt schnell in die Zelle ein, ist extrem stabil und garantiert einen Schutz während mehrerer Wochen". Einer der Vorteile des Moleküls sei, dass es chemisch, in grossen Mengen und zu vernünftigen Kosten herzustellen sei, unterstreicht der Forscher.

Alzheimer und Parkinson

Die Entdeckung könnte auch auf Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson angewendet werden, wo die Degeneration der Zellen ähnlich verläuft. Nebst der Gehörlosigkeit sind cerebrale Anfälle, Organtransplantationen und Diabetes weitere Forschungsgebiete.

Die Forscher wollen zuerst das Programm gegen Gehörlosigkeit abschliessen. "Wir denken, dass die Resultate auf den Menschen übertragbar sind, da das innere Ohr bei allen Säugetieren eine identische Struktur aufweist und dessen Grösse von der Ratte bis zum Elefant kaum variiert."

Bei Tieren seien keine unmittelbaren toxischen Wirkungen festgestellt worden. Vor der Lancierung der klinischen Phase brauche es aber noch entsprechende Tests, um Tumorrisiken oder andere Nebeneffekte auszuschliessen.

"Wenn es uns gelingt, die Effizienz unserer Therapie zu beweisen, haben wir freie Bahn zur Entwicklung weiterer Moleküle", sagt der Biologe.

swissinfo und Katja Remane (sda)

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