Klöckner & Co will Geschäfte mit halber Milliarde Umsatz aufgeben (AF)
DUISBURG (awp international) - Der Stahlhandelskonzern Klöckner & Co (KlöCo) will sich im Zuge seines Sparprogramms von Geschäftsteilen mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Euro trennen. Insbesondere in einzelnen Landesgesellschaften soll das Geschäft zurückgefahren und Niederlassungen geschlossen werden, wie das Unternehmen am Mittwoch in Duisburg mitteilte. Zudem sieht der Vorstand Sparpotenzial bei den Verwaltungskosten und den allgemeinen Ausgaben.
Mit dem Schritt bereite sich Klöckner frühzeitig auf die schwächere globale Wirtschaftsentwicklung vor, auch wenn der Absatz noch im Rahmen der Erwartungen sei, erklärte Vorstandschef Gisbert Rühl. An der Börse kam die Ankündigung gut an. Die zuletzt schwer unter Druck stehende Aktie legte am Vormittag in einem sehr festen Markt am Mittwoch fast sieben Prozent auf 10,295 Euro zu. Anfang Juli war sie noch mehr als doppelt so viel wert.
GESUNKENE STAHLPREISE LASSEN GEWINN EINBRECHEN
Das Unternehmen hatte nach einem Geschäftseinbruch im zweiten Quartal bereits im August Einschnitte angekündigt. Nach einem guten Jahresauftakt war der Überschuss bereits zwischen April und Juni um fast 90 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 5 Millionen Euro gesunken. Grund dafür waren vor allem die angesichts der Wirtschaftseintrübung unerwartet deutlich gesunkenen Stahlpreise. Im vergangenen Jahr hatten die Duisburger bei einem Umsatz von 5,2 Milliarden Euro noch die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft und unter dem Strich 78 Millionen Euro erwirtschaftet.
Klöckner will nun vor allem in jenen Regionen sparen, wo das Unternehmen es auf absehbare Zeit für unmöglich hält, die Zielmarge im operativen Geschäft auf die angestrebten sechs Prozent zu bringen. Welche das genau sind, wollte die im MDax notierte Gesellschaft nicht sagen. Als schwierig galt nach dem Platzen der Immobilienblase zuletzt etwa das Geschäft in Spanien. Ein kompletter Rückzug aus einzelnen Länder sei aber nicht geplant, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
SPARPROGRAMM SOLL SCHON 2012 WIRKEN
Zur möglichen Zahl von Stellenstreichungen hielt sich das Unternehmen ebenfalls bedeckt. "Wir werden auch die eine oder andere heilige Kuh schlachten müssen", hatte Vorstandschef Gisbert Rühl vor einem Monat erklärt. Dabei werde es Länder mit einer schwachen Wirtschaftsentwicklung stärker treffen als Deutschland.
Durch die Kostensenkungen rechnet das Unternehmen mit einem positiven Beitrag zum operativen Ergebnis im "mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich" pro Jahr. Ein Grossteil davon soll einem Sprecher zufolge bereits im kommenden Jahr wirksam werden. Durch das Sparprogramm rechnet Klöckner aber zunächst mit Einmalkosten im "niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich".
LANGFRIST-STRATEGIE BLEIBT
Rühl betonte, dass er trotz der umfangreichen Aufgabe von Geschäftsteilen an seiner Wachstumsstrategie bis 2020 festhalten wolle. Bis dahin will er Klöckner zum weltweit führenden Stahl- und Metalldistributor machen. Dabei setzt er auf Übernahmen. Seit dem Börsengang 2006 hat Klöckner 24 Zukäufe unter Dach und Fach gebracht. Von der Akquisitionsstrategie ist Klöckner trotz des zuletzt schwachen Geschäfts - anders als in der Krise 2008 - bislang nicht abgerückt./enl/men/tw