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Keine Zunahme der Schwangerschafts-Abbrüche

Die Fristenlösung erlaubt eine legale Abtreibung bis zur 12. Schwangerschafts-Woche. Keystone

In der Schweiz hat die Fristenregelung ein Jahr nach ihrer Einführung offenbar zu keiner Zunahme der Schwangerschafts-Abbrüche geführt.

Dieser Inhalt wurde am 30. September 2003 publiziert Minuten

In den ersten acht Monaten nach Inkrafttreten lagen die Zahlen im Bereich der Vorjahre.

Insgesamt dürften im vergangenen Jahr in der ganzen Schweiz rund 11'500 Schwangerschafts-Abbrüche vorgenommen worden sein. Eine definitive Aussage sei jedoch erst später möglich, teilte die Schweizerische Vereinigung für Straflosigkeit des Schwangerschafts-Abbruchs (svss) am Dienstag mit.

Nahezu 40 Prozent der Eingriffe wurden dabei mit der medikamentösen Methode - Mifegyne beziehungsweise RU 486 - durchgeführt, wie es in der Mitteilung der svss heisst.

Sehr niedrige Abtreibungsrate

Wie schon in früheren Jahren entfiel etwa die Hälfte der Abbrüche auf Frauen ausländischer Nationalität, deren Anteil an der Bevölkerung in der betroffenen Altersklasse bloss etwa 25 Prozent beträgt. Es sei deshalb nötig, dass die Prävention insbesondere in dieser Zielgruppe verbessert werde.

Im internationalen Vergleich gelte die Abtreibungsrate in der Schweiz mit 7,5 Fällen auf 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren aber als sehr niedrig.

Keine Zunahme der Eingriffe

Wie die Vereinigung weiter schreibt, sind die Kantone seit der Einführung der Fristenregelung am 1. Oktober 2002 verpflichtet, eine Statistik der Schwangerschafts-Abbrüche zu erstellen. Diese Zahlen seien der svss mit Ausnahme des Kantons Thurgau, der die Auskunft verweigert habe, zur Verfügung gestellt worden.

Es könne daraus geschlossen werden, dass die Fristenregelung in den ersten drei Monaten ihrer Geltungsdauer keine Zunahme der Eingriffe bewirkt habe. Eine definitive Aussage werde jedoch erst in einigen Jahren möglich sein.

Rückgang des "Abtreibungstourismus"

Ein Vergleich mit den Zahlen früherer Jahre sei nur bedingt möglich, weil bisher in einigen Kantonen die Zahl der Gesuche und nicht der Eingriffe gezählt worden sei. Der namentlich in den Kantonen Genf und Waadt im Jahr 2002 verzeichnete deutliche Rückgang sei deshalb teilweise auf diese neue Registrierungs-Methode zurückzuführen.

Dennoch schienen die Zahlen 2002 den seit den 90er Jahren beobachteten Trend einer Stabilisierung der Abbrüche und eines Rückgangs des "Abtreibungstourismus" zu bestätigen, schreibt die svss. Dies heisse, dass Frauen einen Eingriff immer häufiger in ihrem Wohnortkanton durchführen lassen könnten.

Kantonalisierung

Ein Jahr nach Einführung der Fristenregelung haben alle Kantone die Voraussetzungen für Schwangerschafts-Abbrüche auf ihrem Kantonsgebiet geschaffen. Im abtreibungsfreien Oberwallis zeichnet sich bald ein Ende des Sonderfalls ab.

Die Kantonalisierung tritt am 1. Januar 2004 in Kraft und setzt der Autonomie der Regionalspitäler ein Ende.

swissinfo und Agenturen

Fakten

Jährlich rund 12'000 Schwangerschafts-Abbrüche in der Schweiz

Rund 40% davon mit der medikamentösen Methode

Im vergangenen Jahr rund 50% der Abbrüche bei Ausländerinnen

Abtreibungsrate in der Schweiz: 7,5 Fälle auf 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren

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In Kürze

Insgesamt hat die Einführung der Fristenregelung in der Schweiz nicht zu einer markanten Zunahme der Schwangerschafts-Abbrüche geführt. In den ersten acht Monaten nach Inkrafttreten lagen die Zahlen im Bereich der Vorjahre.

Mit der Fristenregelung, die eine legale Abtreibung bis zur 12. Schwangerschafts-Woche erlaubt, wurden Gesetz und Realität in Einklang gebracht.

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