Kardex H1: Überkapazitäten und Preisdruck - Trendwende bei Aufträgen ab Q2 (Zus)
Zürich (awp) - Die Kardex Gruppe hat im ersten Halbjahr 2010 weiterhin unter der Wirtschaftskrise gelitten, die ab dem zweiten Quartal des Vorjahres zu einem deutlichen Rückgang der Auftragseingänge geführt hat und in der Folge zu einem Betriebs- und Reinverlust. Mit Ausnahme des Service-Geschäfts sei der Markt von Überkapazitäten und einem hohen Preisdruck geprägt gewesen, sagte CEO Jos de Vuyst an einer Telefonkonferenz am Dienstag.
Ab dem zweiten Quartal 2010 habe sich der Auftragseingang jedoch wieder positiv entwickelt. "Der Auftragseingang war im Juli hervorragend", so De Vuyst weiter. "Ich erwarte auch eine Fortsetzung dieses Trends im August und September. Wenn die Wirtschaft weiter anzieht, bin ich zuversichtlich, dass wir sofort wieder in die schwarzen Zahlen kommen."
WEITER RÜCKLÄUFIGER UMSATZ IM HALBJAHR
Im Berichtszeitraum sank der Umsatz um 15,3% auf 150,6 Mio EUR. In Lokalwährungen betrug der Umsatzrückgang 16,5% und bereinigt um die Anfang Mai abgeschlossene Akquisition der MLog Logistics 19,3%. Aus der Division Remstar stammen 83,8 Mio EUR (-20,9%) Umsatz, von Stow 59,6 Mio EUR (-17,2%) und von MLog in den erstmals konsolidierten Monaten Mai und Juni 7,2 Mio EUR.
Die Gruppe ist bereits mit einem um gut 20% tieferen Auftragsbestand in das laufende Jahr gestartet. Per Ende Juni wird der Bestellungseingang mit 186,8 jedoch wieder um 10,1% höher ausgewiesen. Der Auftragsbestand nahm gegenüber der Vorjahresperiode um 44,0% auf 129,6 Mio EUR zu; gegenüber Anfang Jahr betrug die Zunahme 64%.
Auf Betriebsgewinnebene (EBIT) wird ein Verlust von 6,7 (EBIT-Gewinn 4,9) Mio EUR ausgewiesen. Damit habe sich der EBIT trotz Massnahmen zur Kostensenkung wie Kurzarbeit und selektivem Stellenabbau negativ entwickelt. Vor allem die grösste Division - Remstar - weist infolge hoher Fixkosten und geringer Auslastung ihrer drei Produktionsstätten einen Betriebsverlust von 4,2 Mio EUR aus. Stow trug 0,1 Mio EUR zum EBIT bei; MLog vor Abschreibungen rund 1 Mio EUR, danach belastete die Neuerwerbung die EBIT-Rechnung noch mit 1,0 Mio EUR. Für die Berichtsperiode resultiert ein Reinverlust von 7,6 (Gewinn 1,2) Mio EUR.
TRENDWENDE BEIM BESTELLUNGSEINGANG GESCHAFFT - ZURÜCKHALTUNG BEI EBIT-PROGNOSE
Für das Ganzjahr hat das Management zwar die mit der Gewinnwarnung Anfang Juli erfolgte EBIT-Schätzung für das Gesamtjahr nochmals relativiert. Während auf die gute Entwicklung des Auftragsbestandes verwiesen wird, sagt CFO Mahrle: "Ob dies im Geschäftsjahr 2010 zu einem positiven Betriebsergebnis für die Kardex Gruppe führen wird, hängt im Wesentlichen vom konsolidierten Umsatz im vierten Quartal ab, der bei der aktuellen Marktvisibilität schwer einschätzbar ist. Der Umsatz für das vierte Quartal ist noch nicht vollständig in den Büchern. Daher ist es schwierig zu sagen, wo wir landen, wenn wir uns um den Nullpunkt bewegen."
Was den Auftragseingang angeht, so habe dieser vor bei Remstar angezogen. Stow liege im Vergleich zu Remstar um rund ein Quartal zurück, verzeichne aber auch monatlich Verbesserungen. Allerdings verzerre der hohe Auftragseingang im Januar 2009 bei Stow den Halbjahresvergleich. Insgesamt bezeichnet CEO De Vuyst den Auftragseingang im Juli als "hervorragend" und rechnet auch im August und September mit eine "ähnlichen Entwicklung".
Per Mitte Jahr hat der Auftragseingang bei Kardex um 9,4% auf 100,5 Mio EUR angezogen, bei Stow allerdings noch um 6,4% auf 72,8 Mio EUR abgenommen. MLog erreicht 13,5 Mio EUR (Mai/Juni).
Die Gewinnschwelle auf EBIT-Stufe liegt gemäss CEO für Remstar bei rund 180 Mio EUR Umsatz im Jahr, für Stow bei 120-125 Mio EUR und bei MLog auf 48-50 Mio EUR.
AKTIE VERLIERT
Die Anleger goutieren allerdings vor allem den trotz Gewinnwarnung höheren Verluste wenig. Auch der verhaltenere Ausblick bremse die Aktie, hiess es unter Marktbeobachtern. Bis um 11.45 Uhr verlieren die Kardex-Titel um 3,4% auf 28,10 CHF. Der Gesamtmarkt - gemessen am SPI - gibt um 0,1% nach.
rt/ch