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Kampf für die Leidenschaft

Born to be wild! Keystone

Pro Moto hat in Bern bei der Bundeskanzlei 210'000 Unterschriften gegen ein technisch limitiertes Tempo 80 für Motorräder eingereicht.

Dieser Inhalt wurde am 13. Mai 2003 publiziert Minuten

Die Massnahme ist eine von vielen, mit der das Bundesamt für Strassen die Sicherheit der Motorradfahrer verbessern will.

"Wir wehren uns nicht gegen Tempo 80, das ist ja im Gesetz für Ausserorts vorgeschrieben. Wir wehren uns dagegen, dass die Motorräder bei Tempo 80 technisch abgeriegelt werden", sagt Roland Fuchs, der Leiter der Fachstelle für Zweiradfahrer gegenüber swissinfo.

Die Vereinigung Pro Moto ist nun in die Offensive gegangen und wehrt sich früh gegen diesen Denkansatz. Und um einen solchen handle es sich, sagt das ASTRA, das Bundesamt für Strassen.

Der Entwurf zur neuen Verordnung über die Strassenverkehrs-Sicherheit in der Schweiz sei noch im Stadium der Strategie-Bildung. Die neue Politik werde mit allen beteiligten Interessengruppen bis Ende 2004 erarbeitet.

Stefan Siegerist von der Beratungsstelle für Unfallverhütung gegenüber swissinfo: "Wir haben schon Massnahmen im Kopf, wie man die Zahl der Verkehrstoten in der Schweiz auf 300 pro Jahr senken kann."

Hohes Unfallrisiko

Das ASTRA weist auch darauf hin, dass Motorradfahrende in der Schweiz überproportional häufig in Unfälle verwickelt seien; nämlich mit 94 von total 544 Toten sowie 1428 von total 6194 Schwerverletzten (2001).

Das Unfallrisiko beim Motorrad sei sieben Mal höher als beim Auto, schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu).

Fünfmal diskriminiert

Roland Fuchs weist darauf hin, dass ein Motorrad, das bei Tempo 80 technisch abgeriegelt sei, eine Gefahr darstelle. Für den Fahrer und für die andern Verkehrsteilnehmer. "Was sollen wir dann auf der Autobahn, wo Tempo 120 gilt", sagt Fuchs. Auch weist er auf ausländische Motorradfahrer hin, die in die Schweiz kommen oder Schweizer, die ins Ausland fahren.

Mit der Petition wehrt sich aber die Motorradlobby noch gegen weitere vier "gedachte" Massnahmen, wie sie in der "Vision Zero" formuliert wurden. "Vision Zero", ist ein Projekt des Bundes, um die Zahl der Verkehrstoten auf Null zu bringen.

Da ist vorgesehen, das Mindestalters für das Lenken von 50-Kubikzentimeter-Motorrädern und -Rollern von 16 auf 18 Jahre anzuheben.

Abgelehnt wird von Pro Moto zum anderen eine Sondervorschrift für Motorradfahrer beim Alkoholgrenzwert von 0,2 Promille (Schweiz: 0,5 Promille), Tempo 70 ausserorts (Schweiz: 80) sowie die Sonderbehandlung bei der obligatorischen Weiterbildung.

Laut Pro Moto würde allein die Tempolimite mittels technischer Massnahmen das Aus für das motorisierte Zweirad in der Schweiz bedeuten.

Betroffen wären neben den 340'000 Motorrad- sowie 205'000 Rollerfahrenden 6200 Beschäftigte der Zweiradbranche. Auch die Tourismusbranche müsste mit Millionen-Einbussen rechnen.

Die Petition mit 209'986 Unterschriften kam innert fünf Monaten zustande.

Grossdemo am Samstag

Für den kommenden Samstag haben die Motorradfahrer zu einer Grosskundgebung in Bern aufgerufen. Erwartet werden 20'000 Töfffahrer, welche dem Platz vor dem Regierungsgebäude ein spezielles Ambiente verschaffen werden.

Die Kundgebung sei ein Signal an die Schweizer Regierung, die Interessen der Motorradfahrer zu respektieren. Die Motorradfahrenden seien bereit, für ihre Leidenschaft zu kämpfen.

Dass die Zahl der Verkehrsopfer weiter sinken müsse, sei unbestritten, allerdings nicht mit diskriminierenden Massnahmen, sagt Pro Moto als Vereinigung von Motorrad-Importeuren, Fachhändlern, Motorrad-Fachzeitschriften und Fahrerverbänden.

Der grösste Automobilverband der Schweiz, der Touring Club Schweiz (TSC) verweist auf eine Studie der ETH-Lausanne, wonach Tempo 80 für Motorräder auf Autobahnen gefährlich ist.

Selbst der umweltbewusste Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) rät, vorerst die effizienten Massnahmen von "Vision Zero" zu realisieren. Auf umstrittene Massnahmen wie Tempo 80 für Motorradfahrer könne vorläufig verzichtet werden.

swissinfo und Agenturen

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