Kampf dem Rowdytum
Eine nationale Task Force soll gegen die zunehmende Gewaltbereitschaft von Hooligans vorgehen. Die Schweizer Regierung will das Nötige dazu veranlassen.
Der Schweizerische Olympische Verband und das Bundesamt für Sport sind daran, die Einzelheiten für eine neue "Kommission gegen Gewalt an Sportanlässen" auszuarbeiten.
"Nach den schlimmen Erfahrungen an Fussball- und Eishockeyspielen im letzten Jahr stellen wir nun ein Team für alle Sportarten in der Schweiz zusammen", führte der Direktor des Bundesamtes für Sport, Hein Keller, gegenüber swissinfo aus. In den letzten zwölf Monaten diskutierten Vertreter von Regierung, Sportverbänden und Polizei auf Veranlassung des Schweizer Sportministers Samuel Schmid die anstehenden Probleme.
Gewalttätige Auseinandersetzungen
Die Ausschreitungen am Eishockey-Play-off-Spiel Lugano - ZSC Lions am 8. April letzten Jahres brachten das Fass zum Überlaufen. Damalshatten Lugano-Fans die Sieger mit allen möglichen Gegenständen beworfen.
Aber schon früher war es bei Spielen zwischen diesen Klubs zu Ausschreitungen gekommen. Am Tag darauf mussten nach Kämpfen vor dem Stadion Basel fünf Personen hospitalisiert werden. Und letztes Wochenende schritt die Polizei in Bellinzona ein, als sich an die 30 Anhänger Luganos und der Berner Young Boys eine Schlacht lieferten.
Nun verlangt Bundesrat Schmid, dass ab sofort für mehr Sicherheit gesorgt wird, unter anderem mit scharfen Kontrollen beim Eingang der Stadien und mit einem Alkoholverbot bei den Spielen. Vor allem verlangt Schmid Massnahmen zur langfristigen Bekämpfung des Rowdytums.
Er befürchtet, dass sonst die Chancen der Schweiz für die Durchführung der Fussballmeisterschaften 2008 gefährdet sind. Die Antigewalt-Kommission unter Leitung des Schweizerischen Olympischen Verbands, der Mitglieder des Verbands, der Eishockey- und Fussballverbände sowie Sicherheitsexperten angehören, soll die Reaktionen auf die Gewalt in Stadien landesweit koordinieren.
Zu den vorgesehenen Massnahmen dürften ein Stadionverbot für Hooligans, ein Einreiseverbot für ausländische Hooligans, die Weiterbildung von Sicherheitspersonal und Überwachungskameras in den Stadien gehören. Nächsten Monat wird ein Team von Experten des Justizministeriums und des Bundesamtes für Sport gebildet, das die rechtlichen Fragen um eine mögliche Einführung dieser Massnahme klären und feststellen soll, ob neue Gesetze nötig sind.
Präventivmassnahmen
Laut Keller geht es darum, eine Reihe von Präventivmassnahmen auszuarbeiten, die von den 81 Sportverbänden des Landes umgesetzt werden könnten. Einige Klubs haben bereits Schritte unternommen, um die Gewaltausschreitungen ihrer Fans zu unterbinden.
Diese Saison hat der FC Basel als erster Fussballklub seinen Anhängern spezielle Sicherheitspässe ausgestellt, um die 100 bis 200 bekannten Unruhestifter fernzuhalten. Und in dieser Saison allein hatte der Klub Bussen von insgesamt über 80'000 Schweizer Franken verhängt.
Nach Ansicht des Psychologen Allan Guggenbühl, Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich, liegt das Problem im Übergang zu einer multikulturelleren und heterogeneren Schweizer Gesellschaft. Dieser Wandel habe dazu geführt, dass einige Jugendliche voller Frustrationen und Wut seien, so Guggenbühl.
Für sie sind Sportanlässe eine ideale Gelegenheit, Dampf abzulassen."Wir haben es hier mit dem Phänomen zu tun, dass ganze Gruppen von Jugendlichen Sportanlässe besuchen, einfach um Gewalt auszuüben oder zu kämpfen, und das ist für unser Land eine ganz neue Erfahrung."
Adam Beaumont

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