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Kalte Füsse beim Sonnenbaden sind out

Immer weniger Skifahrer und Snowboarderinnen zieht es im Sommer auf die Pisten. Keystone Archive

Zu wenig Schnee, zu viele andere Vergnügungs-Möglichkeiten: Der Boom des Sommer-Skifahrens hat wohl endgültig ausgedient. In der Schweiz sind noch drei Anlagen in Betrieb - und auch diese kämpfen mit Besucher-Rückgang.

Dieser Inhalt wurde am 14. Juli 2001 - 16:59 publiziert

In Verbier im Wallis hatte man letztes Jahr die Nase voll. Fürs Sommer-Skifahren gab es seit Jahren nicht genügend Schnee, wochenlang war die Anlage jeweils geschlossen. Zudem war die Pisten-Präparation teurer, als die Einnahmen von den wenigen interessierten Ski- und Snowboard-Fans ergaben. Nun ist Schluss: Die Sommerski-Anlage steht still, hat ausgedient.

Bereits 1999 war es auf der Diavolezza im Oberengadin soweit. Der Sommer-Skibetrieb auf dem Gletscherfirn werde wegen des Gletscher-Rückgangs eingestellt, so die Begründung des Kur- und Verkehrsvereins Pontresina.

In Crans-Montana wollen die Verantwortlichen der Bahnen noch keinen definitiven Schluss-Strich ziehen. Diesen Sommer ist allerdings auch hier alles zu - es habe zu wenig Schnee.

Ob das Sommer-Skifahren nächsten Sommer wieder aufgenommen wird, ist noch offen. Denn Probleme bereiten den Verantwortlichen nicht bloss die Schnee-Verhältnisse, sondern auch das geringe Interesse an Sommer-Pisten. "Die Nachfrage ist zusammengebrochen", sagt der Sprecher der Crans-Montana-Bahnen gegenüber swissinfo.

Thomas Bieger, Touristik-Fachmann an der Universität St. Gallen, hat bereits vor einigen Jahren gewarnt, dass Gletscherlifte und Sommer-Skifahren kaum noch ein Geschäft seien. In den Badehosen oder im Bikini den Hang hinunterzuflitzen, hat offenbar viel von seinem exotischen Reiz verloren. Und die Snowboarder, die die ausbleibenden Skifahrer ersetzen sollten, zieht es im Sommer auch nicht so zahlreich in die Berge wie erhofft.

Mit verschiedenen Marketing-Aktionen und Happenings versucht Zermatt, möglichst viele Boarder auf die Sommer-Skipisten zu locken. Allerdings sagt auch Anita Locher von den Matterhornbahnen: "Seit Mitte 80er Jahre sind die Zahlen um fast 30% zurückgegangen."

Da das grosse Sommer-Skigebiet jedoch noch von Spitzensportlern - darunter die National-Mannschaften von Slovenien, Italien, Deutschland und USA - als Trainingsort genutzt wird, ist in Zermatt von Aufhören nicht die Rede. Und gleich tönts auch im ebenfalls recht grossen Gebiet in Saas Fee. "Pulver, Sulz: gut", macht man hier auf Optimismus.

Neben Zermatt und Saas Fee ist nur noch Les Diablerets in Betrieb. Hier wurde in den letzten Jahren gar ausgebaut. Allerdings mit zweifelhaften Aussichten: Gemäss Medienberichten drohte dem Sommer-Skigebiet der Konkurs, die Betreiber Glacier3000 brauchen dringend 5 Mio. Franken, um offene Baurechnungen zu begleichen. Nun ist die Nachlass-Stundung zwar gewährt, die Probleme sind damit aber noch nicht vom Tisch. Denn einerseits ist unklar, ob die notwendigen Investitions-Gelder noch aufgetrieben werden können, ein Sanierungsplan wird zurzeit erstellt. Andererseits müsste das Vorhaben dann auch rentieren - gemäss den Aussagen der anderen Sommer-Skigebiete kein einfaches Unterfangen.

Übrigens: Der Touristik-Fachmann Bieger hat bereits vor längerem gewarnt, er würde Gletscher-Anlagen nur noch in der Nähe von bevölkerungsreichen Zentren bauen. Dieses Kriterium erfüllt das Gebiet Glacier3000 eher nicht, denn die Talstation der Bahn befindet sich auf dem Col du Pillon weitab der nächsten Stadt.

Eva Herrmann

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