K+S sieht sich nach Rekordwinter gut gerüstet für beginnende Saison
BERNBURG (awp international) - Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S sieht sich nach dem vergangenen Rekordwinter in Europa für die beginnende Saison gerüstet. "Wir sind auf den Winter 2010/2011 gut vorbereitet", sagte Konzernchef Norbert Steiner in Bernburg (Sachsen-Anhalt). Wegen der starken Nachfrage und Lieferengpässen in ganz Europa in der vergangenen Saison sei das Personal um 120 Stellen aufgestockt und die Lagerkapazitäten bei der europäischen Salztochter esco um 100.000 Tonnen auf 900.000 Tonnen erhöht worden. Die Produktion laufe bereits seit Dezember 2009 durchgängig im Drei-Schicht-Betrieb auf Hochtouren. Darüber hinaus seien Projekte zur Kapazitätserhöhung angestossen worden. Diese dürften aber erst in zwei bis drei Jahren für einen höheren Ausstoss sorgen.
Auch bei den Kunden habe sich viel getan, ergänzte der Chef der K+S-Tochter Deutsche Strassen-Dienst GmbH Matthias Stamm. So hätten sich viele Abnehmer bereits im dritten Quartal mit Salz für den Winterdienst eingedeckt. Es sei in dieser Zeit "extrem viel" Salz verkauft worden. Im Gegensatz zu früheren Jahren habe es kein Sommerloch gegeben. Daraufhin hatte der Kasseler Dax -Konzern Anfang November die Ergebnis-Prognosen für 2010 erhöht. Auch die Kunden hätten ihre Lagerkapazitäten teilweise aufgestockt. Darüber hinaus hätten diese auch mit einer deutlichen Verschärfung ihrer Ausschreibungsbedingungen auf die Misere der vergangenen Saison reagiert. Die europäischen Ausschreibungen hätten auch deshalb überwiegend mit spürbar höheren Preisen abgeschlossen werden können.
Ganz anders ist unterdessen die Lage in den USA: Dort erschwerten noch relativ hohe Lagerbestände infolge des in manchen Regionen vorangegangenen eher milden Winters und ein zunehmender Wettbewerb die Position der Lieferanten, sagte Steiner. Dies hatte moderate Preisrückgänge sowie geringere Volumen zur Folge. Mit dem Kauf von Morton Salt stieg K+S dort 2009 ebenfalls zu einem entscheidenden Spieler auf. Ein erster Schritt zur Internationalisierung des Salzgeschäfts hatte Steiner 2006 mit dem Kauf des chilenischen Herstellers SPL gewagt. Inzwischen ist K+S mit einem geplanten Absatzniveau von 22 Millionen Tonnen Salz 2010 einer der führenden Anbieter weltweit. Steiner verspricht sich durch die Internationalisierung eine bessere Balance der unterschiedlichen Salzgeschäfte und eine geringere Abhängigkeit vom Wetter einzelner Regionen.
Auch künftig will Steiner die zwei Säulen Salz und Düngemittel ausbauen. Insbesondere in der Wachstumsregion Asien sind die Kasseler derzeit kaum präsent. Doch nach dem Milliardenkauf von Morton Salt liege der Fokus eindeutig bei Kali- und Magnesiumprodukten, bekräftigte Steiner. K+S will bereits seit längerer Zeit die Kapazitäten erweitern. Doch weder die Wiedereröffnung eines Bergwerks in Rossleben, noch die Erschliessung eines Vorkommens am Ural mit dem russischen Grossaktionär EuroChem waren zuletzt erfolgreich. Während sich EuroChem aus Zeitgründen zum Alleingang entschloss, bleibt die Wiedereröffnung Rosslebens wegen der inzwischen gesunkenen Kalipreise weiter offen.
Steiner sieht auch weiter Chancen für die Mobilisierung zusätzlicher Kapazitäten. "Wir lassen nicht locker." Es gebe weltweit weitere Möglichkeiten für die Erschliessung neuer Kali-Vorhaben. Die Investitionsvolumen sind beachtlich: Laut einer Faustformel sind rund eine Milliarde US-Dollar nötig, um eine Jahreskapazität von einer Million Tonnen zu erschliessen. K+S stehe vor einem "nicht ganz kleinen Sprung". Es bestehe deshalb auch weiter die Möglichkeit, dass man ein solches Vorhaben nicht alleine, sondern mit einem Partner verwirkliche. Die bestehenden Kapazitäten hatte K+S durch die Aufgabe bestimmter Produktlinien mit unbefriedigenden Margen zuletzt um knapp 0,3 Millionen auf 7,5 Millionen Tonnen verringert. "Wir brauchen aber noch eine Weile, um wieder auf Vollauslastung zu kommen", sagte Steiner. 2011 will K+S die Verkäufe von geplanten 6,7 bis 6,9 Millionen Tonnen im laufenden Jahr auf etwas über sieben Millionen Tonnen steigern.
Nach dem Einbruch der Kali-Preise im Zuge der Krise 2009 habe sich das Preisniveau in den vergangenen Monaten "sehr, sehr gut verfestigt", sagte Steiner. Auch die steigenden Agrarpreise unterstützten diese Tendenz. Zuletzt hätten sich die Preise eher am oberen Rand eines Korridors von 350 bis 400 US-Dollar je Tonne bewegt. K+S selbst hatte die Preise in Europa zuletzt mehrfach leicht erhöht. Die Preisspitzen in Nordamerika im Zuge des inzwischen abgeblasenen Übernahmeversuchs des kanadischen Düngemittelkonzerns Potash durch den australischen Bergbaukonzern BHP Billiton hält Steiner nur für eine lokale Angelegenheit ohne entscheidenden Einfluss auf das Preisniveau insgesamt.
Keine entscheidenden Neuigkeiten gebe es unterdessen mit Blick auf den im Juni von K+S zum Verkauf gestellten Düngemittelhersteller Compo. Der Zeitplan, der eine Entscheidung innerhalb eines Jahres vorsehe, sei weiter aktuell, sagte Steiner. Es gelte unverändert, dass es für Compo sicherlich einen besseren Heimathafen gebe. Doch der Prozess müsse nicht unter allen Umständen mit einem Verkauf enden./jha/tw