IWF: Alternde Bevölkerung als finanzpolitisches Problem
Die Schweiz sieht sich mit der Herausforderung einer alternden Bevölkerung rascher als die meisten anderen Länder konfrontiert. Dies stellt der am Dienstag (22.05) veröffentlichte Bericht des Internationalen Währungsfonds zur Schweizer Wirtschaftspolitik fest.
Der Anteil der über Sechzigjährigen an der Gesamtbevölkerung im Vergleich zur Anzahl der Erwerbstätigen wird nach 2015 steil ansteigen und 2030 einen Höhepunkt erreichen, heisst es im Bericht.
Zwar sei die Schweiz mit ihrem Altersvorsorge-System besser vorbereitet als viele andere Länder, weil sich nur eine der drei Säulen auf öffentliche Abgaben stütze. Aber in der Schweiz sei auch die Lebenserwartung höher als in den meisten anderen Ländern.
Von dieser Bevölkerungs-Entwicklung werden insbesondere die Ausgaben für die AHV und das Gesundheitswesen betroffen, steht im IWF-Bericht. Das werde den Bundeshaushalt unter beträchtlichen Druck setzen.
Mehr Renten, mehr Betreuung
Die finanziellen Erfordernisse für beide Bereiche schätzt der IWF auf 1,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für 2015 und auf über 3 Prozent des BIP für 2025.
Die Hauptquelle für diese «Finanzkluft» werden stark steigende AHV-Rentenzahlungen und wachsende Ausgaben für die medizinische Betreuung der alternden Bevölkerung sein.
Die Höhe der AHV-Bezüge im Verhältnis zum BIP wird von heute 6,9 Prozent auf 9 Prozent 2025 wachsen, schätzt der IWF. Die Ausgaben für die Gesundheit werden im Jahr 2025 6,5 Prozent des BIP ausmachen, gegenüber 4,9 Prozent heute.
Höheres Wirtschaftswachstum
Ausserdem verringert die sinkende Zahl der Erwerbstätigen das wirtschaftliche Wachstum und vermindert dadurch die Beitragszahlungen, steht im Bericht. Der IWF nimmt allerdings ein leicht höheres Wirtschaftswachstum in den nächsten 25 Jahren an als der Bundesrat.
Die Schweizer Wirtschaft werde bis 2010 jährlich um durchschnittlich 1,5 Prozent wachsen und um jährlich 0,9 Prozent von 2010 bis 2025, lautet die IWF-Schätzung. Die entsprechenden Annahmen der Schweizer Behörden lauten 1,3 Prozent resp. 0,7 Prozent.
Reformen nötig
«Langfristige fiskalische Nachhaltigkeit wird direkte Reformen des sozialen Wohlfahrtssystems erfordern», stellt der Bericht fest. Dies lasse sich durch eine Kombination von Kosteneinsparungen, verringerte Leistungen und alternative Finanzierungsmethoden machen.
Da der Mehrwertsteuersatz in der Schweiz relativ tief sei und auch die Beitragsquote für die Sozialversicherungen deutlich unter dem internationalen Durchschnitt liege (8,4 Prozent der Einkommen 2000), habe die Schweiz mehr Spielraum als viele andere Länder, um einen Teil der steigenden Kosten mit höheren Steuern aufzufangen.
swissinfo und Agenturen

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