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Italien-Schweiz: Kleine Unternehmen, grosses Potenzial

Genua, leuchtendes Zentrum für den Handel zwischen Italien und der Schweiz. Keystone

Die Schweizer Wirtschaftsministerin Doris Leuthard hat in Genua mit der italienischen Aussenhandelsministerin ein bilaterales Treffen kleinerer und mittlerer Unternehmen eröffnet.

Dieser Inhalt wurde am 26. Oktober 2006 publiziert Minuten

Mit vertieften Kontakten auf KMU-Ebene hofft die Bundesrätin, den regen Handel der beiden Nachbarn weiter zu verstärken.

Ziel des erstmals durchgeführten zweitägigen Meetings sei es, kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) bei neuen Geschäften zu unterstützen und so die hohe Dynamik des Handels zwischen der Schweiz und Italien zu fördern, sagte Leuthard an der Eröffnung, die sie mit der italienischen Aussenhandelsministerin Emma Bonino vornahm.

Italien habe inzwischen Frankreich als zweitwichtigsten Handelspartner der Schweiz abgelöst. Derzeit wachse der Handel um satte 10%. Die Möglichkeiten seien damit noch lange nicht ausgeschöpft, sagte die Wirtschaftsministerin vor rund 200 Unternehmern aus den beiden Ländern.

Vorstoss in den Süden geplant

85% des Handels erfolge mit Norditalien. Kommendes Jahr soll das KMU-Treffen in Süditalien stattfinden, um die Erschliessung dieser "nuovi mercati" zu fördern, sagte Leuthard in fliessendem Italienisch.

Aber auch auf den Weltmärkten ortete sie noch Potenzial. Als Erfolgsrezept empfahl Leuthard den KMU die Kombination von "Schweizer Präzision mit italienischer Eleganz und Raffinität".

NEAT-Anbindung angemahnt

Für die anschwellenden Handelsströme brauche es die nötige Infrastruktur. Die Schweiz leiste mit der NEAT einen bedeutenden Beitrag für eine neue europäische Eisenbahntransversale zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer. Sie rief Italien auf, im Süden der neuen Strecken über Lötschberg/Simplon und Gotthard für Anschlüsse zu sorgen.

Italien sei nach einer "langen Siesta" aufgewacht, erklärte Emma Bonino zum Rückstand Italiens. Gegenwärtig bestünden milliardenschwere Infrastrukturprojekte. Nach Hochgeschwindigkeitsstrecken in der Po-Ebene sollten nun die Nord-Süd-Verbindungen ausgebaut werden.

Andere Wege bei der Finanzierung

Zur Finanzierung würden Private hinzugezogen, sagte Bonino. Ein gängiges Modell in Italien: So werden dort etwa auch viele Autobahnen von Privaten erstellt und betrieben.

Die besten Leistungen erbringe Italien stets in schwierigen Situationen, machte sie Hoffnung. Neben der Verbesserung der Infrastruktur wolle sie mit Bürokratieabbau und Liberalisierungen die italienische Wirtschaft in Schwung bringen und deren Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

Bei Globalisierung hinterher

Den Zug verpasst habe Italien auch bei der Globalisierung. Bonino verwies darauf, dass Italien im Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit des Weltwirtschaftsforums (WEF), bei dem die Schweiz am besten abgeschnitten hatte, nur Platz 42 belegte.

Italien habe unbestrittene Kompetenzen. Allerdings trinke man in China keinen italienischen Kaffee, sondern gehe zu Starbucks, für Pizzas gebe es mit Pizza Hut sowie für Möbel mit IKEA ähnliche Beispiele.

Ende der "Antritts-Tournee"

Doris Leuthard ist mit dem Genua-Besuch seit ihrem Amtsantritt im August mit Ministern von allen Nachbarländern zusammengekommen. Erstmals in Brüssel zu Gast sein wird sie am 7. November. Sie nimmt dort an einem Treffen der Wirtschaftsminister der EU-und EFTA-Staaten teil.

swissinfo und Agenturen

ALPTRANSIT

Gegenwärtig sind zwei Eisenbahntunnels durch die Schweizer Alpen im Bau. Personen- und Güterzüge sollen diese dereinst mit 250 km/h durchfahren.

Das Herz des Alptransits sind der Lötschbergtunnel (34,6 km), der 2007 eröffnet werden soll. Die Fertigstellung des Gotthardtunnels (57 km) ist für 2015 geplant.

Das Schweizer Stimmvolk hat 1992 dem Jahrhundetprojekt Alptransit zugestimmt. Momentan werden die Kosten auf 24 Mrd. Franken geschätzt.

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Handelsverkehr Schweiz-Italien

Italien ist mit einem Anteil von 9,8% zum zweitwichtigsten Handelspartner der Schweiz aufgestiegen, hinter Deutschland mit 25,4%, aber vor Frankreich (9,3%).

Die Handelsbilanz zwischen den beiden Ländern ist für die Schweiz traditionell negativ (mehr Importe als Ausfuhren). 2005 betrug das Defizit 1,7 Mrd. Franken.

Italien ist der zweitwichtigstes Handelspartner, was die Einfuhren in die Schweiz betrifft (11%).

Die Schweiz liefert vor allem chemische und pharmazeutische Produkte. Umgekehrt führt sie aus dem südlichen Nachbarland Werkzeuge, Kleider, Nahrungsmittel und ebenfalls Chemieprodukte ein.

85% des Handels mit Italien konzentriert sich auf Norditalien.

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