Intelligentes Surfen als Herausforderung
Knapp eine halbe Million Schweizer Schüler haben Zugang zum Internet. Das Programm des Bundes zeigt damit erste Erfolge.
Die grösste Herausforderung ist aber nicht der Zugang zum Netz, sondern die Erziehung zur sinnvollen Nutzung des neuen Mediums.
Seit einem halben Jahr läuft das Impulsprogramm des Bundes "Schulen ans Netz": Der Bund will während fünf Jahren 81 Mio. Franken in die Fortbildung der Lehrpersonen investieren, private Firmen sollen die nötige Infrastruktur - Computer und Netzzugang - zur Verfügung stellen. Bis 2005 sollen dann alle 5000 Schweizer Schulen am Netz sein.
Bis heute wurden in dieser Partnerschaft zwischen Schulen, Bund, Kantonen und der Privatwirtschaft über 1850 Schulen ans Internet angeschlossen. Über eine halbe Million Schülerinnen und Schüler haben somit Zugang zum Internet.
Höchste Zeit fürs Internet im Lehrplan
Am Montag zog der Direktor des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie, Eric Fumeaux, vor den Medien eine erste Bilanz: "Trotz Sparmassnahmen verzeichnet die Initiative erste Erfolge." Es habe sich eine solide Partnerschaft zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft entwickelt.
Für Mario Annoni, Erziehungsdirektor des Kantons Bern, ist es höchste Zeit, dass sich was tut: "Viele Kinder kommen bestens mit dem PC zurecht und nutzen das Internet." Sie müssten nicht mehr lernen, das Internet selber zu nutzen, sondern lernen, das neue Medium fürs Lernen zu brauchen.
Lehrpersonen zurück auf die Schulbank
Dafür müssen zuerst die Lehrerinnen und Lehrer zurück auf die Schulbank. "Wir arbeiten an der Ausbildung der Ausbildner", sagt Francis Monet, Direktor der Fachstelle Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) gegenüber swissinfo. Das Interesse seitens der Lehrpersonen sei gross, bereits hätten 24 der 26 Kantone um Unterstützung gebeten.
Die grosse Herausforderung sei es, den jungen Menschen die Medienkompetenz fürs Internet zu vermitteln: "Sie müssen lernen, aus all dem Material auszuwählen, ebenso wie für die Urheberrechte sensibilisiert werden", erklärt Monet.
Ihm pflichtet auch der Tessiner Erziehungsdirektor Diego Erba bei. "Wir müssen den Schülerinnen und Schülern die Eigenheiten und Konsequenzen des neuen Mediums aufzeigen."
Im Tessin steht die kleinste Schule, die von der Partnerschaft "Schulen ans Netz" vernetzt wurde: Die Primarschule in Vogorno mit zehn Schulkindern.
Die grösste Schule, die bisher am Projekt teilnahm, ist die Berufsschule St. Gallen wo sich über 5000 Schülerinnen und Schüler 335 Computer teilen.
Wirtschaft zeigt sich spendabel...
Ein wichtiger Partner für dieses Programm ist die Swisscom. "Wer in 20 Jahren nicht mit dem Internet umgehen kann, wird dieselben Probleme haben, wie heute Menschen, die nicht Lesen und Schreiben können", erklärte Swisscom-CEO Jens Alder das Engagement seiner Firma.
Neben dem ehemaligen Monopolunternehmen sind auch Cisco, Apple, IBM oder Dell am Programm "Schulen ans Netz" beteiligt. Der Software-Riese Microsoft unterstützt Bildungs-Institutionen lieber direkt und listet auf seiner Homepage über 50 Schulen auf, die unterstützt wurden.
... hat aber auch Hintergedanken.
Neben der Sorge um die Zukunft der Jugendlichen dürfte auch die Sorge um zukünftige Konsumentinnen und Konsumenten die Firmen bestärken, sich grosszügig zu zeigen.
"Die Firmen engagieren sich nicht uneigennützig", weiss auch Monet. Solange sie sich aber auf den Aufbau der Infrastruktur beschränken, sieht er keine Probleme. "Wir müssen aber verhindern, dass die Privatwirtschaft beispielsweise in die Lehrpläne eingreift."
swissinfo, Philippe Kropf
Fakten
Über 1800 Schweizer Schulen sind heute am Internet angeschlossen. Die restlichen 3200 Schulen sollen bis 2005 am Netz sein.
Die Schulen setzen auf eine Partnerschaft zwischen Bund und Kantonen und der Privatwirtschaft: Der Bund soll die Ausbildung der Lehrpersonen finanzieren, die Firmen liefern Infrastruktur und Bandbreite.
Bis 2007 soll das Programm 81 Mio. Franken kosten.

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