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Im sibirischen Altai ins Eis geschrieben

Tief im Eis des Altai liegt Wissen über die Vergangenheit. swissinfo.ch

Im Kühlhaus der Aargauer Zentralmolkerei in Suhr lagern seit diesem Sommer 900 Kilo Gletschereis. Diese Eiskerne gehören zu einem Forschungsprogramm des Paul Scherrer Instituts.

Dieser Inhalt wurde am 23. September 2001 publiziert Minuten

Diesen Sommer reiste ein Team mit jungen Wissenschaftlern unter der Leitung von Margit Schwikowski in den sibirischen Altai auf den höchsten Berg, zum 4506 Meter hohen Belukha. Das Ziel war es, einen möglichst langen Eiskern aus dem Gletscher zu bohren. Wozu? Ins Eis geschrieben ist ein so genanntes Klimaarchiv. Schadstoffe, die sich je nach Windverhältnissen überall ablagern, in der Erde wie im Wasser, lagern sich im Eis so ab, dass sie auch auf das Jahr des Niederschlags datierbar sind.

Eine Gletschereis-Decke kann beinahe wie Jahresringe bei einem Baum abgezählt werden.

Jetzt lagern im Kühlhaus der Aargauer Zentralmolkerei in Suhr 140 Meter 7,5 cm dicke Eisstangen zum "Lesen" bereit.

Russisch-schweizerische Zusammenarbeit

Es ist nicht das erste Mal, dass sich das eidgenössische Paul Scherrer Institut (PSI) mit solchen Studien an Gletschereis beschäftigt. Bohrungen hat es schon früher in den Alpen gegeben. Im Anschluss an eine Konferenz, an der die entsprechenden Untersuchungen zur Schadstoffentwicklung der letzten 200 Jahre in den Alpen dargelegt wurden, haben russische Wissenschaftler die PSI-Forscher angesprochen und für ein Projekt in Sibirien gewonnen.

Probebohrungen im Altai im letzten Jahr ermutigten die Forscher aus der Schweiz, zusammen mit Wissenschaftler vom Institut für "Wasser und Umweltschäden" in Barnaul in die Republik Altai zu reisen.

Der wunderschöne Schneeberg Belukha bildet die Grenze zwischen dem russischen Sibirien im Norden und Kasachstan im Süden. Die Altaikette zieht sich östlich weiter über China bis in die Mongolei hinein.

Zwei Wochen lang in Gewittern und Schneestürmen

Das Forscherteam gelang mit einem Helikopter MI8 fünfhundert Kilometer weit über beinahe unbewohntes Bergland ins Basislager am Gletschersee Ak Kem auf rund 2200 m. Anschliessend, ein Schönwetterfenster musste abgewartet werden, landete der Riesenhelikopter erstmals im Sattel zwischen Haupt- und Nebengipfel der Belukha auf 4060 m. Zwei Wochen lang, teils bei gefährlichen Gewittern und tagelangen Schneestürmen dauerten die Bohrungen an. Patrick Ginot, ein Elsässer, der schon in anderen Ländern Erfahrungen gesammelt hat, führte die Bohrungen durch, asistiert vom Schweizer Bergführer Beat Rufibach.

Die Frage, wie tief das Eis im Gletscher ist, löste der Glaziologe Martin Lüthi mittels Radarmessungen und die junge Forscherin Susi Olivier wird als Dissertationsarbeit die nächsten drei Jahre die "Literatur" im Eis entziffern.

Henrik Rhyn

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