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IKRK-Länderstudie über humanitäres Völkerrecht

Der Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen wird immer schwieriger, weil die Grenzen zwischen Kämpfenden und Zivilisten zunehmend unklarer werden. Dies geht aus einer umfangreichen Studie des IKRK hervor.

Dieser Inhalt wurde am 12. Oktober 1999 publiziert

Der Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen wird immer schwieriger, weil die Grenzen zwischen Kämpfenden und Zivilisten zunehmend unklarer werden. Dies geht aus einer umfangreichen Studie des IKRK hervor.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) stellte am Dienstag (12.10.) in Genf erste Ergebnisse der grössten je in Auftrag gegebenen Kriegsstudie vor. In 17 Ländern wurden mehr als 20'000 Menschen über ihre Einstellung zum Krieg und ihre Erwartungen an internationale Schutzorganisationen befragt.

Ziel der Studie sei es, bessere Wege zum Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen zu finden, erklärte der Koordinator der IKRK-Kampagne, Christophe Girod, in Genf. Gleichzeitig wolle das IKRK die Debatte über das humanitäre Völkerrecht auffrischen. Die Untersuchung wurde aus Anlass des 50. Jahrestags der Genfer Konventionen im vergangenen August in Auftrag gegeben.

Die Einstellung der Menschen zu einem Bürgerkrieg ändere sich oft während des Konfliktes, fand das Rote Kreuz heraus. Zivilisten, die sich ursprünglich nicht beteiligen wollten, betrachteten den Kampf ihrer Volksangehörigen mit der Zeit als Selbstverteidigung. Sie unterstützten die Kämpfenden mit Geld, Nahrungsmitteln und Unterschlupf. Dadurch würden sie für die Gegner aber zu aktiven Konfliktteilnehmern. Die landläufige Unterscheidung in Kämpfer und Zivilisten, wie sie etwa in den Genfer Konnventionen festgelegt ist, werde dadurch schwierig, meinte Projektleiter Girod.

Die ersten Berichte des Projekts "Leute im Krieg" beziehen sich auf Umfragen in vier kriegsbetroffenen Ländern (Bosnia-Herzegowina, Kolumbien, Libanon und Somalia) sowie in vier anderen Staaten (Frankreich, Russland, Grossbritannien und die USA). Zivilisten und Kriegsteilnehmehr wurden gefragt, welche Regeln ihrer Meinung nach in Kriegen durchgesetzt werden sollten und warum diese Regeln häufig verletzt werden.

In Bosnien-Herzegowina etwa beschrieben 72 Prozent der Befragten ihre Kriegserfahrungen als "schrecklich" und 42 Prozent als "hasserfüllt". Nationalistische Gefühle, Hass und die Notwendigkeit der "Gegenseitigkeit" seien in Bosnien in grossem Ausmass für die hohe Zahl von ziilen Kriegsopfern verantwortlich gewesen, hiess in der Studie.

Vor allem in den USA sind offenbar relativ viele Menschen bereit (42 Prozent), Opfer unter der Zivilbevölkerung hinzunehmen. In Frankreich dagegen will die grosse Mehrheit (76 Prozent) zivile Opfer auf keinen Fall akzeptieren.

Das IKRK will aus der Studie Lehren ziehen. Wenn die Menschen in ihrer Einschätzung, wer Kämpfer und wer Zivilist ist, immer unsicherer würden, müsse das berücksichtigt werden, erklärte Lise Boudreault, Rechtsberaterin im IKRK. "Vielleicht wäre es sinvoller, zwischen Kämpfern und deren Familien zu unterscheiden als zwischen Kämpfern und Zivilisten, sagte sie.

SRI und Agenturen

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