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IKRK bereitet sich auf Israels Gaza-Rückzug vor

Ein Palästinenser-Bub steht vor dem geschlossenen IKRK-Büro in Khan Yunis. Keystone

Das internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat seine Arbeit im Gaza-Streifen ausgesetzt, nachdem Helfer vorübergehend entführt wurden.

Dieser Inhalt wurde am 13. August 2005 - 16:05 publiziert

Trotzdem bereitet sich die Organisation darauf vor, der palästinensischen Bevölkerung während und nach dem Abzug zu helfen.

"Wir beobachten den Rückzugsplan sehr genau von der israelischen Seite des Gaza-Streifens", sagte Iyad Naser, IKRK-Sprecher in Gaza, gegenüber swissinfo. "Sobald sich die Sicherheitslage verbessert hat, hoffen wir wieder normal arbeiten zu können."

Ab Sonntag-Mitternacht ist der Aufenthalt für israelische Siedler im Gaza-Streifen illegal sein. Ab Montag-Morgen werden israelische Soldaten von Tür zu Tür gehen und verbliebene Siedler auffordern, ihre Häuser zu verlassen. Nach einer zweitägigen Gnadenfrist sollen am Mittwoch die Zwangs-Räumungen beginnen.

Fatah entführt UNO-Helfer

Dder Entscheid, die Tätigkeiten der IKRK-Mitarbeitenden aufs Büro zu beschränken sei gefällt worden, nachdem am vergangenen Montag zwei Mitarbeiter der Vereinten Nationen (UNO) im Flüchtlingslager von Khan Yunis von Kämpfern entführt worden seien, erklärte Naser.

Nach Feuergefechten zwischen palästinensischen Sicherheitskräften und den Kämpfern der Fatah-Bewegung konnten die beiden Internationalen – ein Schweizer und eine Britin – unverletzt befreit werden.

Mehrere internationale Helfer wurden in der Vergangenheit vorübergehend entführt. Damit sollten die palästinensischen Autonomiebehörden auf Beschwerden über Arbeitsplätze aufmerksam gemacht oder Druck auf diese ausgeübt werden, verhaftete Familienmitglieder aus dem Gefängnis zu entlassen.

Sicherheits-Garantien von Kämpfern

Laut dem IRKR-Sprecher befindet sich die Organisation im Gespräch mit beiden Seiten – den Autonomiebehörden und den Kämpfern – um herauszufinden, wann sie ihre Feldaktivitäten wieder aufnehmen könne.

"Die Autonomiebehörde ist für die Sicherheit im palästinensischen Teil des Gaza-Streifens zuständig", betonte Naser. "Andererseits sollen auch die involvierten Kämpfer garantieren, dass das IKRK nicht zur Zielscheibe wird."

Nahrungsmittel gelagert

Das IKRK sammle Informationen zur Lage und evaluiere diese auf Hochtouren, um auf die Situation während und nach dem israelischen Abzug vorbereitet zu sein. "Wir bereiten uns auf jedes mögliche humanitäre Szenario der Bevölkerung vor", sagte Naser. Seine grösste Sorge gilt der palästinensischen Bevölkerung, die in Enklaven lebt – umgeben von israelischen Siedlungen.

"Einige dieser Gebiete könnten abgeriegelt werden, das IKRK sorgt sich um den Zugang der Menschen zu Gesundheitsdiensten, Wasser und Nahrung während des Abzugs."

Das IKRK habe Nahrungsmittel an verschiedenen Orten um den Gaza-Streifen gelagert und den palästinensischen Gesundheitsbehörden medizinisches Material übergeben.

Vorsichtiger Optimismus


Naser äusserte sich vorsichtig optimistisch für die Zukunft. "Ich denke, dies ist ein Zeitpunkt, wo für die palästinensische Bevölkerung das Leben wieder zu ihrem normalen Alltag zurück kehrt", sagte er. "Ich hoffe, die Menschen werden nach dem Rückzug eine grössere Bewegungsfreiheit haben."

"Zum ersten Mal werden die palästinensischen Autonomiegebiete offen sei für den Handel, für eine freie Wirtschaft. Ich denke, das wird im Bereich der Menschenwürde viel bringen."

Wie lange das IKRK noch im Gaza-Streifen bleiben werde, konnte Naser nicht abschätzen, aber: "Das IKRK will den Opfern dieser Situation so lange helfen, wie sie Hilfe benötigen."

swissinfo, Thomas Stephens
(Aus dem Englischen von Philippe Kropf)

Fakten

im Gaza-Streifen leben 8500 israelische Siedler inmitten von 1,4 Mio. Palästinensern.

Im Februar 2005 hat die israelische Regierung entschieden, den Abzugsplan von Premierminister Ariel Sharon umzusetzen und aus dem Gaza-Streifen abzuziehen.

Rund 55'000 Soldaten und Polizisten sollen den Abzug der Siedler durchsetzen.

Die Mehrzahl der Isralis ist laut Umfragen für den Abzug aus dem Gaza-Streifen.

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In Kürze

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit Sitz in Genf wurde 1863 vom Schweizer Geschäftsmann Henri Dunant gegründet.

Die Organisation will insbesondere Opfern von Kriegen helfen und besucht Kriegsgefangene.

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