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IKRK-Appell an die Besatzungsmächte

IKRK-Präsident Jakob Kellenberger zeigt sich am 11. April sehr besorgt über das Chaos im Irak. Keystone

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat die US-geführten Truppen in Irak aufgefordert, Infrastrukturen wie Spitäler und die Wasserversorgung zu schützen und für Ordnung zu sorgen.

Dieser Inhalt wurde am 12. April 2003 publiziert Minuten

Das IKRK ist sehr besorgt über die herrschende Anarchie.

Der Konflikt sei an einem neuen Punkt, der Verpflichtungen der Besatzungsmächte mit sich bringe, sagte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger am Freitag in Genf. Das IKRK sei sehr besorgt über die chaotische Lage in Bagdad und andern Teilen Iraks.

Katastrophale Lage in den Krankenhäusern

Die medizinische Versorgung sei in Bagdad praktisch zusammengebrochen. Es gebe fast kein medizinisches Personal mehr, das am Arbeitsort erscheine.

Die Patienten seien aus den Spitälern geflüchtet oder sich selbst überlassen. Fast alle Spitäler in Bagdad waren auch am Sonntag weiterhin ausser Betrieb.

Das Schweizer Fernsehen SF1 berichtete unter Berufung auf das IKRK, in Bagdad seien von 32 Krankenhäusern nur noch drei in Betrieb.

Die Spitäler in Bagdad seien entweder wegen der bei den Kämpfen verursachten Schäden, wegen Plünderungen oder befürchteten Plünderungen geschlossen, sagte Balthasar Staehelin, IKRK-Generaldelegierter für den Nahen Osten.

Die Leichen würden nicht geborgen und mit den steigenden sommerlichen Temperaturen und der mangelnden Strom- und Wasserversorgung erhöhe sich die Gefahr des Ausbruchs von Epidemien stark.

Besatzungsmächte in der Pflicht

Das IKRK habe die US-geführten Truppen aufgefordert, alles zu tun, um lebenswichtige Infrastrukturen wie Spitäler, Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen vor Plünderung und Zerstörung zu schützen.

In Gebieten, die unter ihrer Kontrolle seien, hätten die US-geführten Truppen aufgrund des humanitären Völkerrechts Verpflichtungen als Besatzungsmächte. Dazu gehörten Massnahmen zur Sicherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, sagte Kellenberger.

Versorgung der Bevölkerung

Beschädigte und zerstörte zivile Einrichtungen müssten repariert werden, damit die Grundbedürfnisse der Bevölkerung gedeckt werden könnten.

Die Besatzungsmächte hätten die Pflicht sicherzustellen, dass die Bevölkerung über genügend Wasser und Nahrungsmittel verfüge und Zugang zu einer angemessenen medizinischen Betreuung habe.

Rekrutierung von irakischen Freiwilligen

Nach mehrtägigen Plünderungen haben US-Soldaten irakische Freiwillige rekrutiert, um das Chaos in Bagdad zu beenden. Hunderte Iraker folgten einem US-Aufruf, bei der Wiederherstellung von Recht und Ordnung zu helfen.

Nach US-Angaben werden zudem Patrouillen aus eigenen Reihen eingesetzt. In Bagdad werden nach Angaben des IKRK nun ein Hauptwasser-Kraftwerk und ein Spital durch US-Soldaten geschützt.

Am Montag sollen US-Soldaten gemeinsam mit irakischen Polizisten in Bagdad auf Streife gehen.

Keinen Kontakt mit den Kriegsgefangenen

Die humanitäre Organisation hat bislang 3800 irakische Kriegsgefangene registriert.

Das IKRK konnte die irakischen Kriegsgefangenen noch nicht besuchen. Die irakischen Behörden hätten einen Zugang zugesagt, sagte Kellenberger.

Gegenwärtig sei es schwierig, mit den irakischen Behörden Kontakt aufzunehmen. Das IKRK bemühe sich jedoch weiterhin, die Gefangenen besuchen zu können.

swissinfo und Agenturen

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