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Hoffnungsträger Expo.02

Der Unfall im Gotthard-Tunnel, die Terror-Attacken in den USA, die Tragödie in Zug, das Swissair-Debakel - Ereignisse, die das Bedürfniss nach einer Landes-Ausstellung verstärken. swissinfo.ch

Die Ereignisse der letzten Wochen haben die Schweiz schwer erschüttert. Von Depression und Lethargie ist die Rede, gar von einer Identitätskrise. Für die Expo.02 könnte dies allerdings eine Chance sein.

Dieser Inhalt wurde am 04. November 2001 publiziert

Schweizerinnen und Schweizer denken momentan nicht ans Feiern. Zu einschneidend waren die Ereignisse der letzten Wochen. "Die Menschen sind in Sorge. Sie spüren das Aussergewöhnliche und Düstere dieser Situation", beschreibt Nationalrat und Expo-Chef Franz Steinegger die Stimmung.

"Man hat Angst. Man ist so etwas wie im luftleeren Raum. Bisherige Bezugspunkte fehlen." Der 11. September, das Swissair-Debakel, die Tragödie in Zug, der Unfall im Gotthardtunnel - sie haben die Perspektiven- und Orientierungslosigkeit der Schweizerinnen und Schweizer offen gelegt.

Korpsgeist stärken

Zum nationalen Hoffnungsträger könnte nun allerdings die geplante Landesausstellung, die Expo.02, aufsteigen. "Es herrscht der Wunsch vor, dass uns Schweizern wieder einmal etwas gelingen sollte. Das könnte jetzt eben die Landesausstellung sein", erklärt der Präsident des Expo-Steuerungskomitee Franz Steinegger gegenüber swissinfo. "Wir brauchen diesen Mega-Event, um unseren Korpsgeist wieder zu stärken und uns mit unserer Gegenwart und Zukunft auseinander zu setzen."

Doch die letzten Wochen sind nicht spurlos an der Expo.02 vorbeigegangen. "Es sind zusätzliche Schwierigkeiten auf die Expo.02 gekommen, vor allem im Bereich des Sponsorings", sagt Steinegger. "Die Geldgeber, die im Visier der Expo sind, sind jetzt auch aufgefordert, das Aktienkapital für eine neue schweizerische Luftfahrt beizubringen. Teilweise haben sie auch selbst wirtschaftliche Probleme."

Der Landesausstellung fehlen noch 140 Mio. Franken, die mittels Sponsoring zusammengetragen werden sollen. Dies dürfte allerdings ein schwieriges oder gar aussichtsloses Unterfangen sein.

Andererseits spürt Steinegger aber ein verstärktes Interesse an der Landesausstellung. Der Vorverkauf läuft äusserst gut. Bisher wurden rund 225'000 Tickets verkauft. Vor allem Grosskunden wie Migros, ABB oder Ernst & Young haben sich engagiert. Ziel der Expo.02 ist es, im Vorverkauf rund 1 Mio. Tickets zu verkaufen, was etwa einem Fünftel der erhofften Verkaufszahlen entspricht.

Emotional auf dem Stammesniveau

Auch der bekannte Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, ansonsten der Schweiz gegenüber eher kritisch eingestellt, setzt Hoffnungen in die geplante Landesausstellung: "Wir versuchen sozusagen mit dieser Expo einen Beitrag zu unserem eigenen Verständnis zu leisten. Wenn wir erleben, wie historisch die Nation geworden ist, wie nötig uns immer noch Gemeinsamkeit und Solidarität sind, und wenn wir es uns leisten können, uns zu öffnen, dann hat die Expo schon sehr viel getan."

Oft war in den letzten Tagen die Rede davon, dass die Welt nach diesem September eine Andere geworden sei. Nicht jedoch so für den Schweizer Schriftstelller. "Die Welt ist nicht anders geworden. Sie ist einzig zur Kenntlichkeit entstellt", zitiert Muschg einen für ihn zutreffenden Ausspruch. "Diese Kenntlichkeit ist unangenehm und schmerzhaft. Damit müssen wir uns aber auseinandersetzen", so Muschg.

Die Antwort liege dabei jedoch nicht in der Projektion neuer Feindbilder, sondern habe mit der Ursachenforschung unserer Gesellschaft zu tun. "Das ist ein neuer Prozess für eine Horde, die emotional noch immer auf dem Stammesniveau existiert, aber Mittel, Instrumente und Technik eines Grosshirns fabriziert hat, das die eigenen Gefühle nicht so verwalten kann wie seine Computer", sagt der Schriftsteller.

Die Landesausstellung könne dabei keine Antworten liefern, hingegen Vorschläge anbieten, bewusst machen. "Wenn wir fähig sind, eine Auslegeordnung nicht nur der Probleme, sondern auch der Lösungen uns selbst nahe zu bringen, dann ist das schon genug", ist Muschg überzeugt.

Carole Gürtler

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