Heidelberger Druck bekräftigt Ausblick - Kapitalerhöhung geplant (AF)
HEIDELBERG (awp international) - Der angeschlagene Druckmaschinen-Hersteller Heidelberger Druck hat seinen Jahresausblick bekräftigt und will sich mit einer Kapitalerhöhung Luft verschaffen. Bei stabiler Konjunkturentwicklung strebe das Unternehmen im seit April laufenden Geschäftsjahr 2010/2011 ein ausgeglichenes operatives Ergebnis an, teilte die MDax-Gesellschaft am Dienstag vor der Bilanzpressekonferenz mit und bekräftigte damit Aussagen von April. Zum Abbau von Schulden und Verbesserung der Eigenkapitalstruktur will das Unternehmen eine Kapitalerhöhung mit einem Bruttoerlös von 420 Millionen Euro stemmen. Die Aktionäre sollen angesichts der roten Zahlen in diesem Jahr leer ausgehen und keine Dividende bekommen.
"In der zweiten Jahreshälfte war eine spürbare Aufwärtstendenz zu erkennen. Wir blicken daher recht zuversichtlich in die Zukunft", sagte Unternehmenschef Bernhard Schreier. Auch für die kommenden Monate rechnet der Vorstand mit einer weiteren Konjunkturstabilisierung in der Druckindustrie und daher moderat steigenden Umsätzen. Allerdings dürfte auch im laufenden Jahr unter dem Strich ein deutlicher Verlust herauskommen. 2009/10 war es ein Minus von 229 Millionen Euro, nach minus 249 Millionen Euro vor einem Jahr. Die übrigen Kennzahlen hatte der Konzern bereits im April veröffentlicht.
KURS SINKT DEUTLICH
Die Aktie musste wegen der angekündigten Kapitalerhöhung im vorbörslichen Handel deutliche Abschläge von rund 4 Prozent einstecken. "Die beabsichtigte Kapitalerhöhung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Refinanzierungsplans", betonte Finanzchef Dirk Kaliebe. "Sie soll unsere Kapitalstruktur stabilisieren und uns in die Lage versetzen, die Anforderungen an ein Investment Grade zu erfüllen." Geplant ist die Ausgabe von bis zu rund 156 Millionen neuen Stückaktien. Die Kapitalerhöhung soll von der Hauptversammlung Ende des Monats beschlossen und noch in diesem Jahr durchgeführt werden. Die Grossaktionäre Allianz und RWE unterstützten das Vorhaben, teilten die Heidelberger weiter mit. Die Allianz habe bereits signalisiert, ihre Bezugsrechte ausüben zu wollen.
Seit dem 1. April gliedert sich das Unternehmen in die Sparten Produkte und Services sowie Finanzdienstleistungen. In allen drei Sparten gingen Auftragseingänge und Umsatz im abgelaufenen Jahr teils deutlich zurück. Zuvor war der Konzern in Drucktechnik und Weiterverarbeitung wie Verpackungsmaschinen aufgeteilt.
STELLENABBAU
Im Zuge der Krise hatte sich Heidelberger ein Sparprogramm und einen Stellenabbau verordnet. Vergangenes Jahr baute das Unternehmen knapp 4.000 Stellen ab. Zusammen mit der Neustrukturierung und Kapazitätsanpassungen sollen bis zu 850 weitere Stellen in der Verwaltung, dem Vertrieb und der Produktion abgebaut werden - davon bis zu 400 in der Produktion am Stammsitz in Wiesloch/Walldorf. Mit Kostensenkungen in der Organisation und bei Prozessen sollen künftig jährlich rund 80 Millionen Euro eingespart werden.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr waren Umsatz und operatives Ergebnis wegen der weiterhin zurückhaltenden Investitionen aus der Druckmedien-Industrie deutlich zurückgegangen. Der Umsatz sank von 2,999 auf 2,306 Milliarden Euro. Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit ohne Sondereinflüsse verschlechterte sich von minus 49 auf minus 130 Millionen Euro. Der Auftragseingang blieb mit 2,371 Milliarden Euro ebenfalls unterhalb des Vorjahreswertes von 2,906 Milliarden Euro./stb/ne/nl/tw