Navigation

Gewinne im Euroland

In Italien rechnen Fachleute damit, dass viele Liranoten nicht umgetauscht werden. www.italiaradio.it

Die Gewinne mit alten, nicht umgetauschten Banknoten sollen 15 Mrd. Euro erreichen. Sie kommen den Nationalbanken zugute.

Dieser Inhalt wurde am 31. Dezember 2001 publiziert Minuten

Ein unverhofftes Weihnachts-Geschenk ereilt die Zentralbanken der Eurozone: Sie erwarten, dass rund 5 Prozent der alten Banknoten, die gegenwärtig noch in Zirkulation sind, nie zurückgebracht werden. Dies berichtete kürzlich "Central Banking Publications", ein britisches Fachmagazin. Zentralbanken geben sich üblicherweise sehr verschwiegen über solche Überraschungen.

Geht man davon aus, dass Banknoten im Wert von rund 300 Mrd. Euro in Umlauf stehen, entspricht dieser unverhoffte Gewinn einer Summe von bis 15 Mrd. Euro.

Regierungen schöpfen ab

Einzelne Länder können sich nicht genug daran erfreuen: Frankreich, Irland und Holland haben diese "Windfall Profits" ihrer Nationalbanken sofort ins Regierungs-Budget 2002 eingeplant.

Weshalb sind diese uneingelösten Banknoten für die Nationalbanken buchhalterisch Gewinne? Jede Banknote gibt dem Besitzer einen Anspruch auf Aktiven der jeweiligen Nationalbank (früher Goldreserven).

Bleiben die Banknoten nun für Jahre verschollen, darf die Nationalbank davon ausgehen, dass nie jemand diesen Anspruch bei ihr geltend machen wird.

Extremfall Italien

Je grösser der Wert der Banknote ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eingelöst wird, schreibt dazu die "Financial Times" vom 20. Dezember 2001. Bei 1000-DM-Noten (510 Euro) dürfte die Motivation hoch sein, sie bald in Euro umzutauschen.

Speziell scheint die Situation in Italien: Der Sprecher der italienischen Nationalbank geht davon aus, dass in Italien bis 20 Prozent der momentan zirkulierenden Liranoten nie umgetauscht werden.

Damit liesse sich, so kalkulieren scharfe Denker, nicht nur die Münzprägung und der Banknoten-Druck der Euros finanzieren, sondern noch viel mehr.

Und die Schweiz?

Denkbar ist, dass ein Teil dieser statistisch verschollenen Gelder Schwarz-, Grau- und unversteuertes Matratzengeld ist.

Doch falls es in der Schweiz in Bank- und Postkonten einbezahlt würde, fällt es nicht mehr in diese Kategorie der verlorenen Gelder. Die Schweizer Finanzinstitute wechseln ja sämtliche erhaltenen europäischen Banknoten offiziell mit den Europäischen Banken.

Alexander P. Künzle

Artikel in dieser Story

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Diskutieren Sie mit!

Diesen Artikel teilen

Passwort ändern

Soll das Profil wirklich gelöscht werden?