Gewerkschaften von Swiss bitter enttäuscht
Der Abbau von bis zu 1000 Stellen zeuge von der Mutlosigkeit des Swiss-Managements, so die Kritik der Personalverbände.
Die bürgerlichen Parteien dagegen haben Verständnis für den angekündigten Flotten- und Stellenabbau.
Am Dienstag hat die Swiss die Katze aus dem Sack gelassen: Die Schweizer Airline will im Kurzstreckenbereich 800 bis 1000 Stellen streichen und 13 Maschinen abstossen. Mit den so erzielten jährlichen Einsparungen von 300 Mio. Franken hofft sie, wieder in die schwarzen Zahlen zu fliegen.
Die Reaktionen fielen äusserst geteilt aus: Während die bürgerlichen Parteien den Schnitt als wichtig für das Überleben des Unternehmens begrüssten, äusserten die Gewerkschaften scharfe Kritik und pochten auf die Einhaltung der Gesamtarbeitsverträge.
Kein Schritt vorwärts
Der Swiss-Verwaltungsrat habe mit seinem "Nullentscheid" gezeigt, dass ihm der Mut fehle, den "Geburtsfehler" der Swiss zu korrigieren, sagte Daniel Vischer von der Sektion Luftfahrt der Gewerkschaft VPOD. Die Stellung der Regionalflotte, ob sie integriert oder ausgelagert werden soll, sei seit der Gründung der Swiss unklar.
Der Verwaltungsrat schiebe den Entscheid über die Zukunft der Regionalflotte auf die Personalverbände ab, sagte Christian Frauenfelder, Sprecher der Aeropers, welche die ehemaligen Swissair-Piloten vertritt.
Auf dem Buckel der Gewerkschaften
Von einer "versteckten Alibi-Übung" sprach Christoph Frick, Präsident des Verbandes der Ex-Crossair-Piloten Swiss Pilots. "Nachdem unsere Ideen zur Kostensenkung zurückgewiesen wurden, erwarten wir nächste Woche konkrete Angaben zu den Eckwerten der Restrukturierung."
Die Gewerkschaften würden nun dazu gedrängt, die Probleme der Swiss zu lösen, etwa mit erwarteten Zugeständnissen bei den Löhnen und den Gesamtarbeitsverträgen, fügte Urs Eicher an, Präsident der Kabinenpersonal-Gewerkschaft Kapers.
Zu viele Unklarheiten
Als "Hiobsbotschaft" und wenig ausgereift kommen die Pläne der Swiss auch bei den Bodenpersonalverbänden an. Es bestehe kaum mehr Spielraum, hiess es. Es komme auch der Verdacht auf, die Swiss werde für eine mögliche Übernahme fit getrimmt.
Die drei grössten Flughäfen der Schweiz nahmen den Abbau bei der Swiss dagegen gelassen zur Kenntnis. Der EuroAirport in Basel, der besonders betroffen ist, sieht in den Plänen der Airline eher Chancen als Gefahren. Es komme darauf an, welche Partner die Swiss für die Flüge ab Basel gewinne.
Experten bleiben skeptisch
Aus der Sicht von Experten ist die Restrukturierung der Swiss zwar nötig gewesen. Sie sichere das Überleben der Fluggesellschaft auf lange Sicht aber nicht.
"Die Swiss wird mit dem Spartempo der anderen Fluggesellschaften Schritt halten müssen", sagte Wirtschaftsprofessor Thomas Bieger von der Hochschule St. Gallen (HSG). Die Preisstruktur müsse angesichts der harten Konkurrenz durch Billigflieger dauernd angepasst werden.
"Richtige Antwort"
Zuversicht herrscht dagegen im politischen Lager der bürgerlichen Parteien. Sie begrüssen die Abbaupläne der Swiss. Die Stellenstreichungen seien nötig, um die Airline wieder auf Kurs zu bringen. Finanzminister Hans-Rudolf Merz sprach von einer "richtigen Antwort auf die Herausforderungen des Marktes".
Die Sozialdemokratische Partei (SP) kritisierte dagegen die Strategie der Airline auf dem europäischen Markt. Die Swiss habe einen wenig klaren Zick-Zack-Kurs verfolgt. Dieses Hin und Her habe nun dramatische Konsequenzen für das Personal.
swissinfo und Agenturen
Fakten
Swiss kündigte am Dienstag an, ihre regionale Flotte um mindestens 13 Maschinen sowie 800 bis 1000 Stellen zu reduzieren.
Präsident und CEO Christoph Franz sagte, diese Massnahmen sollten die Nettokosten jährlich um 300 Mio. Franken senken und ab 2007 wirksam werden.
Für 2006 erwartet Franz schwarze Zahlen.
In Kürze
Die Verbände des Piloten-, Kabinen- und Bodenpersonals der Swiss kritisieren den angekündigten Abbau scharf.
Auch Aviatik- und Wirtschaftsexperten bezweifeln, dass die Massnahmen den erhofften Schritt in die Gewinnzone bringen.
Die bürgerlichen Parteien und Finanzminister Hans-Rudolf Merz dagegen begrüssen die Massnahmen.

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