Gespräche über russischen Nuklear-Rückbau
Abrüstungs-Experten haben vergangene Woche in Spiez über die Stilllegung militärischer Atomreaktoren in Sibirien verhandelt.
Im Rahmen ihrer Politik der guten Dienste übernahm die Schweiz die Organisation des Treffens.
Im Vordergrund der Gespräche seien technische Fragen gestanden, wie Ivo Sieber, Sprecher des Schweizer Aussenministeriums, am Samstag gegenüber swissinfo erklärte.
Am Treffen im Labor Spiez, der schweizerischen Fachstelle für Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Risiken, hätten Abrüstungs-Experten aus den USA, Russland, der EU sowie Ländern Osteuropas teilgenommen.
Auf Wunsch der USA und Russlands habe die Schweiz für das Treffen von Dienstag und Mittwoch letzter Woche im Rahmen ihrer Politik der guten Dienste die Gastgeberrolle übernommen, so Sieber weiter.
Militäranlagen
Bei den Gesprächen ging es um die Stilllegung der letzten drei sibirischen Atomreaktoren mit militärischen Zweck. Russland will die Anlagen in Seversk (Thomsk-7) und Zhelesnogorsk (Krasnojarsk-26) bis 2006 ausser Betrieb nehmen.
Die Anlagen waren Teil eines Komplexes aus 13 Anlagen, welche die ehemalige Sowjetunion zur Plutonium-Produktion für ihre atomaren Streitkräfte betrieb. Die Anlagen waren für Aussenstehende nicht zugänglich. Seversk und Zhelesnogorsk produzieren heute Strom und Wärme für die umliegenden Regionen.
Internationale Standards einhalten
Die meisten der militärischen Atomanlagen hat Russland stillgelegt, auch wenn über Umstände und Sicherheits-Aspekte nicht viel bekannt wurde. Sicher ist aber, dass der Betrieb der militärischen Atomanlagen nicht den internationalen Sicherheits-Standards entsprochen hatte, weshalb es zu Umweltzerstörungen riesigen Ausmasses kam.
Stilllegung als Kostenfrage
Beim Treffen in der Schweiz ging es nicht zuletzt auch um die Finanzierung des Rückbaus der Anlagen in Sibirien. Weil die Amerikaner früher gemachte Zusagen wegen der eigenen desolaten Budgetsituation nicht einhalten können, müssen sich die Russen nach anderen Geldquellen umsehen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Stilllegung der drei Anlagen rund 90 Mio. Franken kostet.
Der Abbau der Reaktoren geht auf einen russisch-amerikanischen Vertrag aus dem Jahr 2003 zurück. Er sieht zum Kampf gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen den Stopp der russischen Plutonium-Produktion vor.
swissinfo und Agenturen
Fakten
Das Labor Spiez beschäftigt sich mit atomaren, biologischen und chemischen Risiken sowie dem Schutz vor diesen Bedrohungen.
Als Kompetenzzentrum des Bundes unterstützt es die Bemühungen der Schweiz im Bereich der Rüstungskontrolle und der Friedenssicherung.
Das Labor ist dem Schweizer Verteidigungsministerium angeschlossen.

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