Zehn pro Stunde: Schweizer Geburtenrate auf Höhenflug
Die Schweiz erlebt einen neuen Baby Boom – die Geburtenrate ist höher als in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Anzahl Kinder pro Frau hat ebenfalls einen Höchstwert erreicht.
Im Jahr 2015 wurden 86'559 Babys in der Schweiz geboren, so viel wie seit 1993 nicht mehr. Im Schnitt hat jede Frau in der Schweiz nun 1,54 Kinder. Zum Vergleich: In den frühen 2000er-Jahren lag der Wert noch bei 1,38 Kindern pro Frau, was der niedrigste Wert seit seit Beginn der Messungen im Jahr 1860 war.
François Höpflinger, emeritierter Familiensoziologe an der Universität Zürich, sagte gegenüber der Zeitung "Schweiz am Sonntag", dass sich der Schweizer Baby Boom zumindest teilweise auf den Wunsch zurückführen lasse, sich in Zeiten globaler Unsicherheit auf die Familie fokussieren zu wollen.
"In einer unsicheren, schnelllebigen Welt bildet die Familie eine Art Insel", sagte er. "Traditionelle Werte erhalten neuen Aufwind."
Höpflinger sprach auch von einem kleinen Baby Boom in Schweizer Städten. Junge Paare – die Kinder der "Babyboomer"-Nachkriegsgeneration – würden öfter auch mit Kindern in der Stadt wohnen bleiben und nicht in Vororte ziehen. Ausländische Frauen haben tendenziell mehr Kinder als Schweizer Frauen und leben eher in Städten, was ebenfalls zum städtischen Baby Boom beiträgt.
Trotzdem werden in ländlichen Gegenden immer noch am meisten Kinder pro Frau geboren. In den Kantonen Appenzell sind es 1,77 pro Frau, in Zürich 1,55 und in Basel 1,37.
Die Schweiz holt in Sachen Geburtenrate im Vergleich zu skandinavischen Ländern wie Schweden und Norwegen auf, wo die Geburtenraten 1,8 respektive 1,9 Kinder pro Frau betragen. Höpflinger sagte gegenüber der "Schweiz am Sonntag", da sich die Schweizer Familienpolitik Richtung Norwegen, Finnland und Schweden bewege, könnte die Schweiz dementsprechend in den kommenden Jahrzehnten auf eine ähnliche Geburtenziffer kommen. Allerdings ist die Kinderbetreuung in der Schweiz immer noch teuer. Die Schweiz gibt 1,6% des BIP für Familien aus, während skandinavische Länder im Schnitt 4% aufwenden.

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